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Menschen trinken viel Kaffee, doch die Erderwärmung sorgt für immer schlechtere Ernten. Die Folge: Kaffee kostet heute oft doppelt so viel wie vor vier Jahren. Hoffnung macht die Züchtung der Liberica-Bohne – sie soll Arabica und Robusta entlasten.

Stefan Dachale betreibt eine Rösterei mit Café in Stuttgart. Sein Job wird gerade schwieriger. Er versucht zwar, viel Rohkaffee direkt von den Bäuerinnen und Bauern zu kaufen statt von Großhändlern – doch auch ihn treffen die hohen Preise zunehmend.

Zwar habe er sich schon immer in Projekten engagiert und Kaffee direkt von vor Ort eingekauft. Er habe aber auch Ware vom Lager in Europa bezogen – und genau das gestalte sich aktuell in vielen Bereichen zunehmend kompliziert. "Wir haben auch Kaffee zugekauft, der auf Lager war und nach Europa transportiert wurde, und das wird gerade immer schwieriger", sagt er.

Stefan plant inzwischen deutlich langfristiger. Neben festen Sorten gebe es im Sortiment viele saisonale Kaffees, die wechseln. Bei den Markenprodukten müsse er früher einkaufen, oft zu höheren Preisen, und frühzeitig Verträge abschließen, um Engpässe zu vermeiden.

Zutaten und Zubereitung bestimmen den Preis

In seinem Kaffee hat Stefan bereits einige Preise angepasst. Bestehende Lagerbestände vom letzten Jahr konnten die Preiserhöhung noch etwas abfedern. Jetzt aber steigen die Preise nach und nach, wenn ein neues Produkt mit aktuellen Konditionen ins Regal kommt, sagt er.

"Beim Kaffeegetränk muss man ein bisschen gucken: Was sind die Zutaten und wie ist er zubereitet worden?"
Stefan Dachale, Kafferöster aus Stuttgart

Der kleine Cappuccino kostet 3,80 Euro, der große 4,80 Euro – für Stuttgarter Verhältnisse fast noch günstig, so Stefan. Beim Kaffeegetränk komme es immer auf die Zutaten und die Zubereitung an. Sein Kaffee setze auf hohe Qualität und gute Partner, die fair bezahlt werden. Das mache das Endprodukt natürlich teurer als etwa bei der Bäckereikette um die Ecke.

Zwar gibt es Nachfragen der Kundschaft wegen der Preiserhöhung, aber Transparenz sei eine ihrer Stärken, sagt Stefan. Preisänderungen wurden offen kommuniziert, etwa über Social Media. Viele meinen, der Kaffee sei bisher auch zu günstig gewesen. Der bewusste Genuss sei seiner Kundschaft den Preis wert.

Kaffee: weniger Konsum, mehr Genuss

Stefan zeigt sich trotz der Preisentwicklung am Markt optimistisch. Schon bei der Gründung vor zehn Jahren war klar, dass der Klimawandel den Kaffeeanbau erschwert, sagt er. Er sei das Risiko bewusst eingegangen. Stefan rechnet mit weiteren Veränderungen: Kaffee wird teurer, vielleicht auch schlechter, der Konsum könnte bewusster und reduzierter werden.

Der Kafferöster hofft auch, dass sich die jahrelangen direkten Handelsbeziehungen und Partnerschaften mit ausgewählten Rohkaffeehändlern auszahlen und beide Seiten weiterhin aufeinander setzen können, sagt er. Der direkte Kontakt und Handel mit den Kaffeebauern sei ein großer Vorteil.

''Vor allem der Börsenpreis hat sich dramatisch verändert, der war in den letzten Jahren notorisch niedrig."
Stefan Dachale, Kafferöster aus Stuttgart

Vor allem der Börsenpreis für Kaffee habe sich im letzten halben Jahr stark verändert und sei dramatisch niedrig gewesen. Da Stefan seine Kaffeebohnen zum Teil direkt vom Erzeuger bezieht, sei der Kurs für ihn meist aber nur eine Zahl gewesen. Seine Rösterei habe den Kaffee zu Preisen eingekauft, von denen ein Farmer nicht nur seine Produktionskosten decken, sondern auch davon leben kann, sagt er.

Die Kaffeepflanze – eine Mimose

Christoph Gornott arbeitet am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung und an der Universität Kassel mit dem Schwerpunkt Landwirtschaft in Agrarsystemen. Der Klimawandel, sagt er, ist nur ein Grund für die steigenden Kaffeepreise. In Ländern des Kaffeegürtels wie Brasilien, Kenia, Äthiopien und Vietnam gab es Produktionsausfälle auch durch Krankheiten und Schädlinge.

Das alles habe die globale Kaffeemenge verringert. Gleichzeitig steige die Nachfrage – besonders aus China und der arabischen Welt – was zu erheblichen Preissteigerungen führe.

"Die Kaffeepflanze ist so ein bisschen eine Mimose."
Christoph Gornott, Agrarwissenschaftler

Christoph erklärt, dass die Kaffeepflanze sehr empfindlich ist und genaue Feuchtigkeits- und Temperaturbedingungen benötigt. Fehlen diese, brechen die Erträge schnell ein. "Die Kaffeepflanze ist tatsächlich ein bisschen eine Mimose", sagt er. Zu hohe Temperaturen in Südamerika, Hitzewellen, Trockenheit und veränderte Niederschlagszeiten in Ostafrika und Vietnam hätten zuletzt zu geringeren Kaffee-Erträgen geführt.

Das Anbausystem muss resilienter werden

Kaffeeerzeuger sind, wie die Landwirtschaft im Allgemeinen, dem Wetter ausgesetzt. Es beeinflusst die Produktion stark, so der Agrarexperte. Die Anpassung an Veränderungen sei schwierig, da die Bauern oft nicht wissen, ob ein Jahr trocken oder zu nass wird. Manchmal komme auch beides zusammen. Das System des Kaffeeanbaus müsse daher widerstandsfähiger werden, um auf Trockenheit, Dürre und Spätfröste reagieren zu können. Einzelmaßnahmen würde oft nicht ausreichen.

"Wir müssen das ganze System, wie wir Kaffee anbauen, resilienter gestalten."
Christoph Gornott, Agrarwissenschaftler

Die Züchtung spiele dabei eine wichtige Rolle, um resilientere Kaffeepflanzen zu schaffen, die besser mit extremen Temperaturen, Starkniederschlägen und Trockenheit umgehen können. Dazu kommt: Von den rund 130 Kaffeearten werden aktuell nur zwei genutzt – Arabica und Robusta. Dabei zeigen auch andere Arten Potenzial, sagt Christoph.

Liberica – eine Kaffeebohne macht Hoffnung

Eine vielversprechende Kaffeesorte ist die Sorte Liberica, an der aktuell geforscht werde, um zu prüfen, ob sie besser mit den zukünftigen Klimabedingungen zurechtkommt. Erste Ergebnisse zeigen, dass sie eine größere Widerstandsfähigkeit besitzt, sagt Christoph.

Bisher blieb die Sorte geschmacklich hinter Robusta und Arabica zurück, da sie in der Natur oft wild wächst und schlecht gepflegt wird. In einem neuen Forschungsprojekt wurde die Pflanze jedoch aufmerksam gepflegt und eine bessere Qualitätskontrolle eingeführt. Erste Versuche würden zeigen, dass die Liberica-Bohne nun geschmacklich aufholt und an Arabica heranreicht.

Ihr habt Anregungen, Wünsche, Themenideen? Dann schreibt uns an Info@deutschlandfunknova.de

Shownotes
Klimawandel
Kaffee ist teurer: Bleibt das jetzt so?
vom 07. April 2025
Moderation: 
Ilka Knigge
Gesprächspartner: 
Stefan Dachale, Kafferöster aus Stuttgart
Gesprächspartner: 
Christoph Gornott, Agrarwissenschaftler