Nein, in diesem einen Glas war nicht nur Weinschorle. Lara erzählt von ihrer Erfahrung mit K.-o.-Tropfen. Ein bisschen Vorwissen kann manchmal das Schlimmste verhindern, sagt Carola Klein. Sie arbeitet für eine Beratungsstelle in Berlin. Toxikologe Stefan Tönnes kennt die Chemie dieser Drogen.
Kurz nach dem Abi, gerade 19 Jahre alt: Lara ist mit einem Freund und einer Freundin in ihrer Heimatstadt unterwegs. Sie stellt kurz ihre Weinschorle ab, um freier tanzen zu können. Da passiert es. Als sie kurz darauf später kurz zum Rauchen rausgeht, kann sie plötzlich körperlich nichts mehr. Lara muss sich setzen und kann sich kaum gerade halten. Ihre Erinnerung weist Lücken auf.
Kontrollverlust und Hilflosigkeit
Ein Unbekannter stützt sie, gegen ihren Willen. Zum Glück sind ihre beiden Freunde zur Stelle. Heute geht sie fest davon aus, dass der Unbekannte ihr etwas ins Getränk gemischt hat. Alles, was an Flüssigkeit in ihrem Magen ist, kotzt sie aus. Wie sie dann genau in das Auto ihrer Mutter gekommen ist, daran kann Lara sich nicht mehr erinnern.
"Ob die mich getragen haben, ob die mich noch führen konnten, das weiß ich gar nicht mehr, weil einfach die Lücken zu groß sind."
Sie hat im elterlichen Auto geschlafen – mit dem Kotzeimer in unmittelbarer Nähe. Irgendwann gegen Morgen hat sie dann ihren Körper wieder unter Kontrolle, legt sich in ihr Bett schläft bis zum Nachmittag.
Heute geht Lara eigentlich nicht mehr in Mainstream-Clubs feiern. Und wenn sie mal von einer Freundin mitgeschleppt wird, macht sie die Fahrerin und trinkt keine offenen Getränke mehr. Lara wünscht sich, die Türsteher wären aufmerksamer gewesen.
Aufmerksamkeit und Vorwissen helfen
Anzeige hat sie dann nicht erstattet. Sie achtet heute mehr auf andere und wünscht sich insgesamt etwas mehr Aufmerksamkeit. Zumindest die Möglichkeit, dass K.o.-Tropfen im Spiel sein könnten, sollte mitgedacht werden, wenn jemand abschmiert, findet Lara.
"Ich will mich nicht unsicher fühlen. Ich habe genauso das Recht, draußen nachts alleine unterwegs zu sein."
Hinzuschauen und sich gegenseitig zu helfen, ist im Nachtleben schon wichtig, sagt Carola Klein. Sie berät für die Fachstelle Lara e.V. weibliche Opfer sexualisierter Gewalt. Manche K.o.-Drogen sind nur vier bis sechs Stunden nachweisbar – GBH zum Beispiel. "In der Regel ist es so, dass die Opfer erst nach zwölf Stunden oder später auf die Idee kommen, dass es so etwas gewesen sein könnte", sagt Carola Klein.
"Auch Alkohol kann dazu führen, dass man nicht mehr zurechnungsfähig ist. Auch dann ist ein sexueller Übergriff genauso schlimm."
Sind K.o.-Tropfen eingesetzt worden geht es strafrechtlich gesehen um schwere Körperverletzung, versuchten Mord oder Totschlag. Schließlich könne der Täter nicht wissen, welche anderen Substanzen die Person schon konsumiert hat, erklärt Carola Klein.
"Frauen, die feiern und selbst Drogen freiwillig nehmen, die gehören auch genauso zur unterstützenswerten Gruppe."
K.O.-Tropen ist ein Oberbegriff für verschiedene Substanzen, erklärt der Arzt Stefan Tönnes. Einerseits können das Substanzen sein, die das zentrale Nervensystem beeinträchtigen – so wie Schlaf- oder Beruhigungsmittel. Andererseits können auch Substanzen, die den Kreislauf schwächen, zu Bewusstseinsverlust führen. Der Mediziner arbeitet an der Forensischen Toxikologie der Uniklinik in Frankfurt und erklärt, wie lange man K.O.-Tropfen im Körper noch nachweisen kann.
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- Lara spricht über ihre Erfahrung mit K.o.-Tropfen.
- Carola Klein von der Beratungsstelle Lara in Berlin kennt die Erfahrungsberichte vieler Opfer von K.o.-Drogen.
- Stefan Tönnes von der Forensischen Toxikologie des Uni-Klinikums Frankfurt erklärt, wie K.o.-Tropfen im Körper wirken.