Sigmar Gabriel will nicht SPD-Kanzlerkandidat werden und gibt auch den Parteivorsitz ab. Die Mehrheit in der SPD ist begeistert. Die Genossen zollen Gabriel Respekt für seinen Rücktritt und freuen sich jetzt auf den Wahlkampf mit Martin Schulz, der statt dessen Kanzlerkandidat wird. Auch die Jusos sind happy.
Die Juso-Vorsitzende Johanna Uekermann hat Sigmar Gabriel in der Vergangenheit schon öfter kritisiert, vor allem für seine Asylpolitik mit der großen Koalition. Sie hatte ihm dafür damals eine "Vier minus" gegeben.
"Es ist absolut die richtige Entscheidung. Martin Schulz ist einfach der SPD-Kanzlerkandidat, der die besseren Chancen hat. Er ist nicht nur ein glühender Europäer, er erteilt auch dem Rechtspopulismus eine klare Absage."
Uekermanns Fazit zu Sigmar Gabriel als SPD-Vorsitzender fällt ambivalent aus. Zum einen habe er die Partei wieder aufgerichtet und mit einem dezidiert linken Wahlprogramm in den letzten Bundestagswahlkampf geführt. Andererseits, so betont Uekermann, haben die Jusos immer wieder Kritik an Sigmar Gabriel gehabt, vor allem etwa beim Thema Vorratsdatenspeicherung.
"Das Entscheidende ist jetzt, dass diese Bundestagswahl nicht mehr an Angela Merkel geht und dass wir die AfD in die Schranken weisen."
Martin Schulz - der Mann mit den guten Umfragewerten
Manche sagen sogar, dass Martin Schulz der Einzige ist, der einen glatten Durchmarsch von Angela Merkel ins Kanzleramt verhindern kann. Wir haben unseren Korrespondenten in Brüssel, Thomas Otto, um eine Einschätzung gebeten.
Martin Schulz ist einer der wenigen Politiker, die nicht Jura oder Wirtschaftswissenschaften studiert haben. Er wollte ursprünglich Fußballer werden. Nach einer Verletzung kam das Karriere-Aus. Dann ist er dem Alkohol verfallen und hat sich da wieder selber rausgezogen, indem er eine Lehre als Buchhändler gemacht hat.
Schulz war Bürgermeister in Würselen bei Aachen, ist 1994 ins EU-Parlament gekommen und hat sich dort bis zum EU-Präsidenten hochgearbeitet. Er hat einen guten Stand in Brüssel und Europa, in Deutschland muss er sich diese Position erstmal erarbeiten. Dafür hat er jetzt im Wahlkampf die nächsten acht Monate Zeit.