15 Jahre lang hat Thomas Galli im Gefängnis gearbeitet, zuletzt als Leiter. Dann hat er gekündigt. Seitdem setzt er sich für eine andere Art des Strafvollzugs ein.
In der Justizvollzugsanstalt Amberg hat Thomas Galli 2001 angefangen. Und schnell gemerkt, dass das mit der Resozialisierung nicht wirklich gut funktioniere. „Am Anfang habe ich an mir selbst gezweifelt“, sagt er. "Es hat ein paar Jahre gedauert, bis ich mir und meiner Einschätzung trauen konnte." Denn der Alltag in der Anstalt hat aus seiner Sicht eher etwas mit Verwahren als mit Resozialisieren zu tun.
"Es geht um die Systemfrage. Das Prinzip Gefängnis gehört auf den Prüfstand."
Die Liste der Probleme ist lang: Angefangen bei der Unterbringung der Gefangenen zu sechst oder zu acht in einem Zimmer über Drogenprobleme bis hin zu mafiösen Strukturen innerhalb der Anstaltsmauern. Das alles sei eher die Regel als die Ausnahme, sagt Galli. "Nach ein paar Jahren im Gefängnis kennen Straftäter dann nur noch andere Straftäter. Es gibt kaum mehr Kontakt zu einem gesunden sozialen Umfeld." Die Rückkehr in eine funktionierende Gemeinschaft falle dann schwer. Und wer aus dem Gefängnis kommt, hat es auf dem regulären Arbeitsmarkt draußen sehr schwer.
"Man kann auch schwere Straftäter menschenwürdig unterbringen."
Als Galli schließlich Leiter der Anstalten in Zeithain und Torgau (beide in Sachsen) wird, will er die Zustände verbessern. "Als Leiter denkt man immer: Dann mache ich alles anders und besser." Doch schnell merkt er, dass auch er festen Regeln folgen muss und kaum etwas ändern kann. Schließlich kündigt er 2016 und setzt sich seitdem für einen alternativen Strafvollzug ein.
"Strafvollzug ist politisch geprägt."
Dafür gibt es verschiedene Ansätze: Strafe müsse schon sein, sagt Galli, aber nicht immer müsse zum Beispiel mit einer Freiheitsstrafe reagiert werden. Die Arbeit in sozialen Einrichtungen sei eine Alternative. Oder der elektronisch überwachte Hausarrest. Außerdem sei die Unterbringung in Wohngemeinschaften denkbar. Modellprojekte gibt es schon: etwa das Seehaus Leonberg oder das Seehaus Leipzig, in dem freier Jugendstrafvollzug gelebt wird. Diese Idee sei auch auf den Erwachsenen-Vollzug übertragbar, sagt Galli.
In Eine Stunde Talk erzählt er, wie ein alternativer Strafvollzug aussehen kann, warum es aus seiner Sicht Menschen gibt, die nicht therapierbar sind – und warum er selbst gerne mal undercover in den Knast gehen würde.
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