Umhängetasche, Gucci-Kappe, Trainingshose – fertig ist der Talahon-Style. Auf Tiktok und Instagram gibt es viele Videos dazu. Doch derzeit wird auch heftig über dieses Jugendwort diskutiert – wer sind die "Talahons"?
Talahon ist mittlerweile eine Bezeichnung geworden für eine bestimmte Art von jungen und vor allem nicht-weißen Männern. Neben dem äußeren Erscheinungsbild kommt ein bestimmtes Auftreten dazu, das oft als aggressiv und stereotyp männlich wahrgenommen wird.
Woher der Begriff Talahon kommt
Talahon (gesprochen: Ta-a-la-hon) ist Arabisch und heißt so viel wie "Komm her". Verwendet hat den Begriff der Rapper Hassan (siehe Foto) – und das schon vor zwei Jahren. Eine größere Bekanntheit erreicht der Begriff, weil er auf der diesjährigen Auswahlliste fürs Jugendwort des Jahres vom Langenscheidt-Verlag steht.
"Es ist eigentlich krass, dass der Begriff jetzt erst so richtig benutzt wird. So heißt ein Song von dem Rapper Hassan. Den hat er schon vor zwei Jahren released."
Eigentlich ist das Lied ein normaler Rapsong. Es geht um Gewalt und darum, dass jemand mit einem Messer niedergestochen wird. Aber zu der Hook von dem Song gibts Videos bei Tiktok, wo ein paar Jungs in die Luft boxen und treten. Das wirkt relativ halbstark, aber der Tiktok-Sound ist gerade richtig beliebt. Es gibt eine Menge Videos, die sich damit auf alle möglichen Arten beschäftigen.
Patriarchale Sichtweise dominiert
Problematisch ist jedoch, dass in diesen Videos oft eine veraltete und patriarchale Sichtweise auf Frauen und queere Menschen dominiert. Diese Art von Videos gab es schon früher – jetzt allerdings häufig unter dem Hashtag von jungen Männern, die genau in dieses Klischee passen.
"Zum einen gibts viele, die das jetzt als Selbstbezeichnung benutzen und sagen ‚ich bin ein Talahon‘. Teilweise ist das auch selbstironisch gemeint."
Aber: Teilweise wird der Begriff Talahon auch selbstironisch und in Abgrenzung zu anderen Jugendgruppen genutzt.
Rassismus gegen migrantisch gelesene Personen
Der Begriff und der Hashtag erzeugen im Netz aber auch heftige, teils rassistische Gegenpositionen. Es gibt rechtspopulistische Accounts, die fordern, man müsse Talahons abschieben.
Es gibt Videos mit dem Talahon-Sound, in denen die Kommentarspalten voll sind mit Schlagwörtern wie Remigration, Abschieben oder sogar Deportation. Dazu sind oft blaue Herzen zu sehen, die bei Tiktok und Instagram häufig für eine Nähe zur AfD stehen.
Und dann gibt es auch Videos, in denen es darum geht, an welchen Orten man sicher ist vor Talahons, also wo es keine gibt. Und da werden dann Orte genannt wie Bibliotheken, Universitäten, Museen, schicke Restaurants.
"Das suggeriert ja: Leute, die so oder so aussehen, die können ja gar nicht gebildet sein oder die können sich das ja nicht leisten. Also das Feindbild ist klar: ungebildet und arm und dazu noch migrantisch."
Das soll suggerieren, dass Leute, die so oder so aussehen, gar nicht gebildet sein oder es sich nicht leisten können. Das Feindbild in diesen Videos ist klar: ungebildet und arm und dazu noch migrantisch.