Demos für Frieden, Umweltschutz, der Wunsche nach einem selbstbestimmten Leben – junge Menschen aus den unterschiedlichsten Bereichen gehen für ihre Überzeugung auf die Straße. Doch in Zürich eskaliert die Stimmung am 30. Mai 1980.
In den 1980er Jahren ist Europa geprägt vom Kalten Krieg. Immer mehr Friedens- und Umweltbewegte fordern eine andere Politik. Unruhige Zeiten. Gleichzeitig wünscht sich diese Generation ein selbstbestimmtes Leben, das frei sein soll von den Zwängen der als spießig und konservativ empfundenen Welt der Erwachsenen. Auch in der ansonsten eher beschaulichen Schweiz macht diese Entwicklung nicht Halt.
Jugend gegen Establishment
Am Abend des 30. Mai 1980 spielt Bob Marley in Zürich vor einem begeisterten Publikum. Nach dem Konzert strömen die Besucher zum Opernhaus und schließen sich den Protesten gegen die Zürcher Stadtverwaltung an. Die Stadtväter investieren viel Geld in die Sanierung des Opernhauses und verweigern gleichzeitig das Entstehen eines autonomen Jugendzentrums. An diesem Abend eskaliert die Gewalt, die Polizei antwortet mit Härte und Wasserwerfern gegen die Demonstranten.
Gewalt statt Dialog
Am darauffolgenden Morgen ist das Ausmaß des Schadens zu erkennen: einige Hundert verletzte Demonstranten und Polizisten, sowie ein Sachschaden in Millionenhöhe. Die Behörden lenken aber dennoch nicht ein, obwohl auch in anderen Schweizer Städten gewalttätig protestiert wird.
Die Jugendlichen wollen überall autonome Jugendzentren, in denen sie ihre Freizeitgestaltung selbst in die Hand nehmen können. Es dauert aber noch einige Jahre, bis ihre Forderungen Gehör finden und Raum für alternative kulturelle Aktivitäten zur Verfügung gestellt wird.
Außerdem hört ihr in Eine Stunde History:
- Der Buchautor Christoph Braendle war 1980 bei den Unruhen in Zürich dabei und erinnert sich an die Auseinandersetzungen um ein autonomes Jugendzentrum.
- Demian Lienhard hat die Jugendunruhen der 80er Jahre in dem Roman "Ich bin die, vor der mich meine Mutter gewarnt hat" verarbeitet.
- Der Soziologe Christoph Zangger von der Universität Zürich beleuchtet die heutige Situation der jungen Generation in der Schweiz.
- Deutschlandfunk Nova-Geschichtsexperte Matthias von Hellfeld schildert die Versuche, schon vor 1980 ein autonomes Jugendzentrum in Zürich einzurichten.
- Deutschlandfunk Nova-Reporterin Esther Körfgen erinnert an den Abend, als die Gewalt in den Straßen Zürichs eskaliert.