Am 26. März 1893 wurde der "Centralverein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens" ins Leben gerufen. Er stand ein für die Gleichstellung jüdischer Menschen in Deutschland und war bereit, wenn nötig, diese auch vor Gericht zu erstreiten.
9. April 1891: In Berlin gründet sich der "Alldeutsche Verband". Rassismus und Antisemitismus sind die Grundlagen dieses Vereins, der in den folgenden Jahrzehnten die politische Atmosphäre im Kaiserreich vergiftet und zum ideologischen Vorkämpfer des NS-Ideologie wird. Wenig später, am 26. März 1893, wird der "Centralverein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens" ins Leben gerufen, der sich gegen diese Propaganda wehrt.
Deutsche mit jüdischer Religion
Nach schleppendem Anfang mit wenigen Mitgliedern wird er bis zur Mitte der 1920er Jahre zu einer Organisation mit mehr als 60.000 Mitgliedern und etwa 500 Ortsgruppen. Immer mehr Jüdinnen und Juden suchen wegen stärker werdendem Antisemitismus Schutz beim Centralverein. Der versucht die staatsbürgerliche Gleichstellung und Gleichbehandlung von deutschen Juden vor Gericht und in der Öffentlichkeit durchzusetzen.
Grundsatz des Centralvereins ist es, eine Synthese zwischen Deutschtum und Judentum herzustellen. Die dem Centralverein nahestehenden Juden empfinden sich als deutsche Staatsbürger mit einer eigenen Religion.
Gegensatz zu zionistischer Bewegung
Damit stehen sie in Gegensatz zur zionistischen Bewegung, die in der Gründung eines jüdischen Nationalstaats in Palästina den Ausweg aus der scheinbar unendlichen Abfolge von Judenfeindschaft und antijüdischen Pogromen in Deutschland und Europa sehen. Der Centralverein hingegen betont gegenüber der Öffentlichkeit die unbedingte Loyalität der deutschen Juden zu Kaiserreich und Vaterland.
Ihr hört in Eine Stunde History:
- Rebekka Denz von der Universität Bamberg beschreibt die Gründungsphase des Centralvereins.
- Der Historiker Frank Wolff erläutert die Ziele der zionistischen Bewegung und deren Einfluss auf die deutschen Juden im Kaiserreich.
- Der Historiker und Experte Michael Brenner für jüdische Geschichte skizziert die Situation von Jüdinnen und Juden im heutigen Deutschland.
- Deutschlandfunk-Nova-Geschichtsexperte Matthias von Hellfeld berichtet vom Leben deutscher Juden im Kaiserreich gegen Ende des 19. Jahrhunderts.
- Rebekka Denz, Wissenschaftliche Mitarbeiterin der Judaistik an der Universität Bamberg
- Frank Wolff, Historiker
- Michael Brenner, Historiker und Professor für Jüdische Geschichte und Kultur