Jorge González ist als Catwalk-Trainer aus der Sendung Germany's next Topmodel bekannt. Was viele nicht wissen: der gebürtige Kubaner hat seine Heimat mit 17 verlassen, weil seine Homosexualität ihm dort Probleme bereitet hätte. Deshalb hat er wie ein Verrückter gelernt, um ein Auslandsstipendium zu erhalten. An einer Universität in der damaligen Tschechoslowakei hat er Atomökonomie studiert.
Weil er 1990 in einem Werbespot für Coca Cola auftauchte, wollte ihn die kubanische Regierung zurückbeordern. Schließlich hatte er sich dem Feind an den Hals geworfen. Um nicht zurück zu müssen, hat er deshalb in der Slowakei politisches Asyl beantragt. Danach konnte er fast neun Jahre lang nicht zurück in seine Heimat zu Freunden und Familie.
Heute kann Jorge González wieder ohne Probleme nach Kuba reisen. Und er freut sich über die Öffnung seines Landes, auch wenn sich alles nur sehr, sehr langsam wandelt. Aber die Kubaner wollen die Veränderung und blicken positiv in die Zukunft. Denn im Moment ist das Leben auf Kuba für die Einheimischen sehr, sehr schwer - das betont auch Jorge González.
Maroder Charme - nur schön für Touristen
In Kuba ist seit den späten 50ern die Zeit stehen geblieben. Das sieht man den Gebäuden an und auch den Fahrzeugen. Nirgends gibt es so viele alte Auto. Und überall stehen baufällige Häuser und Fabriken. Was bei Touristen beliebt ist, weil alles so nostalgisch und romantisch anmutet, ist für die Kubaner selbst sehr schwierig. Weil es sich unter diesen Bedingungen einfach nicht besonders gut leben lässt.
"Ich verstehe die Touristen, aber die Kondition, in der mein Land ist, ist natürlich nicht so toll für die Menschen, die hier leben."
Vor allem die jungen Kubaner freuen sich deshalb, dass sich etwas tut in ihrem Land. Sie wollen anpacken und dafür sorgen, dass sie eine bessere Zukunft haben. Nicht irgendwo im Ausland, sondern in ihrer Heimat. Sie haben gemerkt, dass ihr Land Potential hat, das da was geht - und das wollen sie nutzen. Jorge Gonzáles wünscht sich, dass ihnen das gelingt. Damit die jungen Kubaner nicht die Entscheidung treffen musste, die er traf als er 17 Jahre alt war: nämlich sein Land zu verlassen, um eine Zukunft zu haben.
"Das ist eine Bewegung der jungen Leute, die hier in Kuba arbeiten. Die wollen auf der Insel etwas erschaffen."
Dass das wirklich gelingen kann, daran galubt Jorge González ganz fest. Denn auch wenn er Kuba verlassen hat und heute Hamburg sein Zuhause nennt. Kuba hat etwas, das er in Deutschland so nicht findet: Lebensfreude, Optimismus - und das ganze Jahr wunderschönes Wetter.
Jorge González über sein Leben in Kuba:
- "Klar, dass ich nicht zurückgehe" | Jorge González spricht im taz-Interview über seine deutsche Staatsbürgerschaft
- Jorge hat auch was im Kopf | Interview bei sueddeutsche.de