Anfang der 1960er Jahre verkörpert John F. Kennedy die Hoffnungen und Träume einer ganzen Nation. Der 35. Präsident der USA steht für einen Aufbruch, der Amerika vom Mief der Vergangenheit befreien soll. Sein jugendlicher Charme und seine Frische führen schließlich auch dazu, dass der Mythos JFK entsteht. Ein Vortrag von Olaf Stieglitz.
Die Schüsse von Dallas: Die wahren Umstände des Attentats vom 22. November 1963, das den damals 46-lährigen US-Präsidenten John F. Kennedy plötzlich aus dem Leben reißt, sind bis heute ungeklärt.
Präsident als TV-Star
Olaf Stieglitz vom Historischen Institut der Universität Köln räumt mit dem Mythos rund um JFK auf. Kennedy hat sich selbst inszeniert und wurde inszeniert. In Zeiten, als das Fernsehen die Politik entdeckte - und die Politik das Fernsehen, wusste er besser damit umzugehen als alle seine Kontrahenten.
"Seine politische Laufbahn und seine Amtszeit als Präsident waren von einem sehr bewussten und letztlich sehr erfolgreichen Willen zur Inszenierung und langfristigen Mythenbildung geprägt."
Olaf Stieglitz entzaubert den Mythos, indem er hinter den Glamour schaut. Kennedy war schwach und krank. Schon früh konnte er nicht mehr Football spielen, obwohl er es gerne wollte. Kennedy erkrankte an Gelbsucht und bekam Osteoporose. Später folgten Antidepressiva und Schlafmittel. Über einen langen Zeitraum nahm er starke schmerzlindernde Substanzen. Zeitweise fiel er sogar ins Koma, was nur sein engstes Umfeld wusste. Zeitlebens trug JFK ein Korsett.
"Hätte die Nation gewusst, wie krank John F. Kennedy wirklich war, wäre er nie Präsident geworden."
Auch seine Amtsführung, so Olaf Stieglitz, könne allenfalls als bescheiden bezeichnet werden. Außerdem hatte JFK so viele Affären wie alle anderen US-Präsidenten zusammen. Auch Prostituierten war der Präsident nicht abgeneigt. Jackie Kennedy half, ihn nach außen als treuen Ehemann und sorgenden Vater darzustellen. Und noch mehr: Sein Aufstieg war nur mithilfe von Mafia-Geldern möglich.
Aufarbeitung des Mythos JFK
Erst allmählich sind ab den 90er Jahren die Verzerrungen und Täuschungen über ihn ans Licht gekommen. Doch viele wollen das bis heute nicht wahrhaben: JFK ist ein Mythos, der keiner ist.
"Forever young - Der Mythos JFK 1963-2017" heißt das Thema des Privatdozenten Olaf Stieglitz von der Abteilung für Nordamerikanische Geschichte des Historischen Instituts Köln. Seinen Vortrag hielt er am 21. November 2017.
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