Johanns Vater wird entführt. Die Entführer fordern erst 20, dann 30 Millionen Mark Lösegeld. Doch die Geldübergabe scheitert mehrmals.
Auf dem ersten Brief der Entführer liegt eine Handgranate. Daneben sind Blutspuren von Johanns Vater. Er ist am 25. März 1996 entführt worden – auf dem Grundstück des eigenen Hauses in Hamburg. Der Brief ist eine Forderung: 20 Millionen Mark Lösegeld. Monatelang haben die vier Entführer zuvor die Lebensumstände der Familie beobachtet. "Als die gesehen haben, wie mein Vater sich kleidet, was für ein Auto er fährt und was für ein Leben wir führen, haben sie ihr Vorhaben erst mal wieder auf Eis gelegt", sagt Johann.
Zu unscheinbar erscheint die Familie. Klar, die Häuser in Blankenese sind groß und das Viertel edel – aber die Familie schottet sich nicht ab, sie will ein normales Leben führen. Und genau das wird Johanns Vater schließlich zum Verhängnis: Die Entführer kommen einfach auf das Grundstück. "Das war ein ausschlaggebender Punkt, warum mein Vater entführt wurde." Johann hat seit seiner Geburt den Namen seiner Mutter. Der Name seines Vaters steht für eine reiche deutsche Familie und eine der spektakulärsten Entführungsgeschichten Deutschlands: Jan Philipp Reemtsma.
"Wir haben ein Leben ohne Sicherheitsvorkehrungen gelebt."
Wie üblich in solchen Fällen fordern die Entführer, dass die Polizei aus dem Spiel bleibt. Das geht aber kaum. "Ohne Polizei heißt mit Polizei", sagt Johann. Zu kompliziert sind zum Beispiel Geldübergaben zu organisieren. Was passiert schließlich, wenn auf einmal eine Tasche voller Geld irgendwo rumliegt und ein unbeteiligter Passant die Polizei ruft?
"Es ist noch nicht zu Ende."
Doch genau diese Übergaben gehen mehrmals schief. Die Entführer erhöhen die Forderung sogar auf 30 Millionen Euro. Schließlich sieht die Familie keinen anderen Weg. Sie wollen die Geldübergabe auf eigene Faust übernehmen, ohne Polizei.
In "Eine Stunde Talk" erzählt Johann, wie er die Reemtsma-Entführung als Sohn erlebt hat, was aus dem Gladbecker Geiseldrama gelernt wurde und warum er nach 22 Jahren an die Öffentlichkeit geht.
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