Die Debatte um Rassismus bei der Polizei reißt nicht ab: Die Studie zu Racial-Profiling wurde zwar von Horst Seehofer abgesagt., doch immer wieder gibt es rechtsextreme Vorfälle, in die Polizeibeamte verwickelt zu sein scheinen: So wie die Morddrohungen an die hessische Linken-Fraktionschefin, Janine Wissler. "Das ärgert mich ungemein", sagt Jörg Radek, stellvertretender Vorsitzender der Gewerkschaft der Polizei (GdP). Von rassistischen Strukturen bei der Polizei in Deutschland will er aber nicht sprechen.
Die Rassismus-Debatte sei eine "importierte Debatte", sagt Jörg Radek - und meint damit, dass sie von den USA nach Deutschland übergeschwappt sei.
Dabei könne man die Polizei in Deutschland nicht mit der US-Polizei vergleichen: "Die US-amerikanische Polizei wird anders ausgebildet, gewinnt ihr Personal ganz anders. Ich finde diesen Vergleich ganz unangemessen."
Die mediale Debatte hierzulande werde im Moment von denjenigen bestimmt, die "schon immer ein Problem mit der Polizei und ihrem Einschreiten hatten", meint der stellvertretende Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei.
"Wenn das Forschungsziel ist, zu erforschen, ob wir hier in Deutschland ein Rassismus-Problem bei der Polizei haben, dann lehne ich so etwas ab."
Radek: Keine rassistischen Strukturen, sondern Einzelfälle
Zu der von Horst Seehofer jüngst abgesagten Studie zu Racial Profiling bei der Polizei hat Jörg Radek eine klare Meinung: Sollte sie dazu dienen, zu untersuchen, ob oder wie rassistisch die Polizei in Deutschland ist, lehnt er sie ab. Denn man könne nicht nur eine Berufsgruppe herauspicken, das greife zu kurz.
Er hält eine andere Herangehensweise für sinnvoll. Besser sei es zu überprüfen, ob es Gesetze und Vorschriften gibt, die bei Anwendung durch Polizistinnen und Polizisten den Eindruck erwecken, dass er oder sie rassistisch sei, sagt er.
"Wir haben Einzelfälle - die mögen mittlerweile auch in einer Serie stattfinden, aber wir haben keine rassistischen Strukturen."
Von rassistischen Strukturen bei der deutschen Polizei könne man jedenfalls nicht sprechen, so Jörg Radek. Er sieht eher "Einzelfälle". Dazu gehören dann wohl auch die Todesdrohungen, die mehrfach an die hessische Linken-Fraktionschefin, Janine Wissler, verschickt wurden.
Morddrohung an Politikerin: Eine Spur führt zur Polizei
Die Politikerin hat seit Februar insgesamt drei Drohbriefe erhalten. Sie sind unterzeichnet mit "NSU 2.0". Dabei führt eine Spur zur Polizei: Im Februar sind von einem Polizeicomputer in Wiesbaden private Daten Wisslers abgefragt worden. Kurz darauf soll sie die ersten Todesdrohungen erhalten haben, wie die "Frankfurter Rundschau" schreibt.
"Die Polizei braucht das Vertrauen der Gesellschaft - und wir müssen alles unternehmen, dass wir dieses Vertrauen jeden Tag neu rechtfertigen."
Wie steht Jörg Radek zu den möglichen Verwicklungen der Polizei in diesen Fall? "Es ärgert mich ohnegleichen", sagt er, so etwas sei "ungehörig" und beschädige das Berufsbild. Tatsächlich genießt die Polizei in Deutschland ein hohes Ansehen: Mehr als 80 Prozent der Menschen in Deutschland vertrauen ihr, so eine Studie der Gesellschaft für Konsumforschung.
Vor diesem Hintergrund müsse der Täter – sollte es sich tatsächlich um einen Polizisten handeln – aus dem Dienst entlassen werden. Doch all das ist noch Gegenstand der Untersuchungen.
Ihr habt Anregungen, Wünsche, Themenideen? Dann schreibt uns an Info@deutschlandfunknova.de