Donald Trump wird nicht dabei sein, wenn Joe Biden seine Rede hält und das Amt des US-Präsidenten antritt. Diese Rede ist wichtig; sie muss die Menschen emotional packen und überzeugen. Sie soll Brücken bauen - nach vier Jahren Donald Trump. Das klingt nach viel für eine einzelne Rede. Aber das könnte gelingen, so Moritz Kirchner. Der Politikwissenschaftler und Psychologe schreibt selbst Reden.
Am 20. Januar ist es nun soweit: Joe Biden übernimmt das Amt des US-Präsidenten, nachdem er bereits im November gewählt worden war.
Überall auf der Welt werden Menschen die Amtseinführung verfolgen - vermutlich auch viele Trump-Anhänger.
Antrittsrede von großer Bedeutung für die USA
Die Antrittsrede ist auch wichtig, weil der neue Präsident damit traditionell die Grundausrichtung für seine Amtsgeschäfte vorgibt, so Moritz Kirchner. Auch Joe Biden wird in seiner Rede seine Politik erläutern und erklären. "Die Amerikaner wollen schlichtweg wissen, was sie für die nächsten vier Jahre erwarten dürfen", sagt der Politikwissenschaftler.
"Die Rede muss auch deshalb sitzen, weil Joe Biden damit traditionell den Ton für seine Amtszeit setzt."
Joe Biden hatte bereits im Wahlkampf deutlich gemacht, dass er sich als Präsident aller Amerikaner sieht. Auch jener, die ihn nicht wählen würden. Diese Botschaft sollte Biden noch einmal unterstreichen, so Moritz Kirchner. Er sollte auch deutlich machen, dass er sich für die einsetzt, die sich benachteiligt und abgehängt fühlen.
"Er muss die Botschaft des Empowerments setzen und sagen: 'Ich glaube an euch und jeder Einzelne von euch ist wichtig.' Das wäre auch eine sehr amerikanische Botschaft."
Der neue US-Präsident müsse auch klar machen, wie er die Pandemie eindämmen und die Wirtschaft wieder ins Laufen bringen will. "Die Arbeitslosigkeit ist massiv gestiegen; viele sind überschuldet", sagt Moritz Kirchner.
Corona-Pandemie, Arbeitslosigkeit, Polarisierung
Das heißt aber, dass Joe Biden mit seiner Rede viele erreichen, sie überzeugen und auch Brücken bauen muss. Das sind nicht wenige Erwartungen an eine einzelne Rede. Da Joe Biden manchmal bei seinen Auftritten etwas hölzern wirkt, muss er wohl lernen, über sich hinauszuwachsen, findet Moritz Kirchner. "Er muss in die Rede auch wirklich Emotionen hineinlegen."
Aber selbst die beste Rede wird allein auf Dauer nichts ändern. Die wirtschaftliche Situation vieler Amerikaner muss sich bessern. "Damit diese dann aus den ideologischen Schützengräben herauskommen", sagt Moritz Kirchner.
"Die Lebensumstände der ganz normalen Amerikaner müssen sich verbessern."
Zugleich muss die Rede authentisch klingen. Sie darf nicht zu pathetisch und emotional wirken, denn sie muss zu Joe Biden passen.