Patrick Catuz produziert feministische Pornos. Die Reaktionen auf seine Arbeit sind unterschiedlich und oft von Vorurteilen geprägt. Auch deswegen ist er vorsichtig geworden, anderen von seinem Job zu erzählen.
Wenn Patrick über seinen Job spricht, ist er sehr leidenschaftlich. Seine Arbeit habe "einen politischen, aufklärerischen Aspekt", sagt der Filmemacher.
"Über Pornografie lassen sich so gut öffentliche Debatten anstoßen."
Patrick produziert seit zehn Jahren feministische Pornofilme. Auf seinen Job ist er durch seinen Kontakt zu queeren und feministischen Gruppen gekommen. "Ich fand es damals schon so toll, was man mit Pornos bewirken kann", beschreibt der Produzent. "Es ist schon auch hardcore und soll auch sinnlich sein. Aber alleine nackten Leuten beim Sex zuzusehen wäre mir zu wenig."
Feministischer Porno bezieht weibliche Sexualität mit ein
Der Unterschied zum klassischen Porno liegt laut Patrick zum einen darin, wer ihn produziert, und zum anderen darin, was zu sehen ist. In "normalen" Sex-Filmen nehmen ausschließlich Männer wichtige Positionen in der Branche ein und bringen somit oft eine männliche Machtperspektive in die Filme mit rein, aus der Frauen ausgeschlossen sind. "Wenn eine Frau schafft, diese Glasdecke im Porno zu durchbrechen, dann ist das schon mal eine Errungenschaft", sagt Patrick.
Inhaltlich spiegeln feministische Pornos nicht nur die männliche Lust wider, sondern bilden gleichberechtigten Sex ab, erklärt Patrick: "Zu sagen: Hey, da ist eine Frau, die hat eine eigene Lust. Die will etwas und holt sich das auch. Die ist selbstbewusst genug, sich das zu holen und das zu genießen."
"Es hat Frauen in der Industrie gebraucht, die diese Perspektive reingebracht haben."
Sein Umfeld reagiert gemischt auf Patricks Job. Zwar sei seiner Mutter "Porno nicht so ganz geheuer", weil sie eher der zweiten feministischen Welle angehört und somit Pornografie als antifeministisch empfindet, so Patrick. Trotzdem habe sie ihm gesagt: "Ich weiß, ich kann dich nicht aufhalten. Du machst eh, was du willst." Sie respektieren gegenseitig ihre Lebensentwürfe und Haltungen.
Über seinen Job zu reden ist für Patrick manchmal wie ein Outing
Wenn Patrick auf einer Party ist, ist sein Beruf eine Möglichkeit, schnell ins Gespräch zu kommen, berichtet er: "Da ist man nicht lange ein Mauerblümchen, wenn man so etwas zu erzählen hat."
Einerseits gebe es Leute, "die sind sofort Feuer und Flamme", so Patrick. "Die wollen dann alles Mögliche wissen." Trotzdem sei er mit der Zeit vorsichtiger geworden. "Es gibt auch die andere Variante, wo Leute dann gar nichts mehr sagen."
Er findet es aber auch anstrengend, sich ständig darüber zu unterhalten, weil alle denken, dass sie Bescheid wissen, merkt Patrick an. "Dabei hat kaum jemand irgendeine Ahnung davon." Es gebe Klischees und Annahmen gegen die Industrie und auch gegen ihn persönlich. "Das ist sehr anstrengend und mühsam, immer wieder gegen dasselbe anzulaufen", beschreibt der Filmemacher.
"Ich filme Leute seit fast zehn Jahren beim Sex, aber ich bin selbst verheiratet."
Patrick will selbst entscheiden, wem er über seinen Beruf erzählt: "Das ist eine Art von Outing, so etwas anderen Leuten zu vermitteln." Ihm ist nicht wohl dabei, wenn etwa seine Freunde mit anderen Leuten über seinen Job sprechen und seine Lebensweise falsch abbilden. Gleichzeitig glaubt Patrick, dass ihm so etwas weiterhin regelmäßig passieren wird.
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