Jenny war immer klar: Sie hat einen Opa in den USA, mehr wusste sie aber nicht. Der Kontakt zu ihm ist kurz nach der Geburt ihres Vaters abgebrochen. 1963 ist Jennys Opa zurück in die USA gegangen und hat sich nie wieder gemeldet. Vorher war er als US-Soldat im Rhein-Main-Gebiet stationiert.
2010, da ist Jenny 18, zeigt ihre Oma ihr ein Foto des Opas: Ein Schwarz-Weiß-Bild aus dem Jahr 1963. Darauf zu sehen: Ein afroamerikanischer Mann in Uniform mit einem Baby auf dem Arm – Jennys Vater.
"Ich möchte wissen, wo diese Wurzeln liegen. Ich hatte nie eine Antwort auf diese Frage. Außer: Mein Opa wohnt in Amerika. Ich weiß nicht wer er ist, ich weiß nicht, ob er noch lebt."
Jenny findet ihrem Opa bei Facebook
Danach fängt sie an zu suchen. Sie tippt den Namen des Opas bei Facebook ein. Aber die ersten Versuche laufen ins Leere. So vergehen ein paar Jahre, bis 2017 plötzlich ein Profilfoto auf ihrem Bildschirm aufploppt. Ihr ist sofort klar: Das ist er.
"Ich brauche keine Bestätigung in irgendeiner Art. Ich sehe das Bild und weiß genau: Der ist es. Das ist schön und beängstigend zugleich. Weil ich nicht weiß, wie es dann weitergeht."
Jenny spricht mit ihrem Vater und er ist einverstanden, wenn sie Kontakt aufnimmt. Sie schickt ihrem Großvater eine Freundschaftseinladung und der meldet sich sofort zurück – per Telefon. Jenny erfährt, dass sie in den USA nicht nur einen Opa sondern noch eine Großfamilie hat. Der Opa hat nach seiner Rückkehr in die USA geheiratet und Kinder bekommen, die mittlerweile auch Kinder haben.
Familienzusammenführung in den USA
Weihnachten 2018 fahren Jenny, ihr Vater, dessen Frau und Jennys kleine Halbschwester zusammen nach L.A., um den Opa kennenzulernen.
"Ich bin die einzige, die in Tränen ausbricht. Und dann drücke ich meinen Opa. Mein Opa nennt mich von Anfang an "Baby Girl". Was beim ersten Mal echt befremdlich ist, weil ich kenne ihn ja nicht."
Die Zeit in L.A. vergeht wie im Flug – viel Sightseeing, ein Basketballspiel, Weihnachtsstimmung unter Palmen.
Danach reißt der Kontakt nicht ab. Ein halbes Jahr später kommt Jennys US-amerikanische Familie sogar zu Besuch im Rhein-Main-Gebiet und Jenny fliegt zum 80. Geburtstag des Opas nach Chicago. Dort taucht sie dann zum ersten Mal richtig in die afroamerikanische Kultur ein.
Die ganze Geschichte hört ihr hier oder im Podcast.
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