Weihnachten ist DAS Fest der Sehnsüchte, Konflikte und Hoffnungen: Sehnsüchte nach etwas, das sich "warm" anfühlt. Konflikte, die einen längeren Bart haben, als der Weihnachtsmann je hatte. Und Hoffnungen, dass es vielleicht doch irgendwie ganz schön werden könnte. Genau darum geht es in der Erzählung "Der Weihnachtsmann und ich" von Jana Hensel.
Egal, wie, wo und mit wem ihr die Weihnachtstage verbringt: Ihr könnt euch sicher sein, dass nicht nur ihr einen Klos im Hals habt. Die gute Nachricht: Das ist vollkommen okay so und gehört irgendwie zu Weihnachten dazu.
"Ich freue mich sehr auf Weihnachten – und ich bin sehr froh, wenn es vorbei ist."
Jedes Jahr nehme sie sich vor, sich in den Dezemberwochen nicht gestresst zu fühlen. Doch es gelinge ihr einfach nicht, sagt Jana Hensel. Die sieben Tage zwischen den Jahren seien ihr die liebste Zeit. Denn niemand sei in der Stadt, niemand rufe an und niemand schicke Mails.
Eine Weihnachtsgeschichte
In der Erzählung "Der Weihnachtsmann und ich" von Jana Hensel erinnert sich eine Frau an das Weihnachtsfest mit ihren Eltern, an ihren festen Kinderglauben an den Weihnachtsmann - und an den Zauber, den sie sogar mehr als dreißig Jahre später noch spüren kann. Sie ist inzwischen erwachsen, hat eine eigene Familie, wohnt in einer anderen Stadt - und fährt Weihnachten nicht mehr nach Hause zu ihren Eltern. Trotzdem ist irgendwie alles noch da.
Erinnerungen an früher
Seit ein paar Tagen kann Melanie an nichts anderes mehr denken. Es ist kurz vor Weihnachten, und die Kindergärtnerin ihres Sohns hatte sie gefragt, ob sie für seine Gruppe Weihnachtsmann spielen könnte, mit Bart und Sack und so. Und Melanie war so verrückt gewesen, zuzusagen. Was hatte sie sich bloß dabei gedacht? Nichts Schlechtes in jedem Fall. Melanie hält sich an ihren Erinnerungen fest. An den Weihnachtsbaum. An den Rotkohlduft. Daran, dass ihr Vater nie mit in die Kirche gekommen ist, aber heute behauptet, immer dabei gewesen zu sein.
"Du kannst den Weihnachtsmann doch gar nicht verpassen. Weil er direkt neben dir in der Schlange steht."
"Der Weihnachtsmann und ich", Erzählung von Jana Hensel, erschienen bei edition chrismon, 112 Seiten, gebundene Ausgabe (Hardcover): 12 EUR, E-Book: 4,99 EUR, ET: Oktober 2019.
Jana Hensel wurde 2002 mit ihrem Buch "Zonenkinder" bekannt, in dem sie ihre Erinnerungen an die DDR und den Zusammenbruch nach 1989 beschrieb. Als Journalistin und Autorin setzt sie sich bis heute mit den Auswirkungen der Friedlichen Revolution auf das Identitätsgefühl der Menschen in Ostdeutschland auseinander. 2010 erhielt sie den Theodor-Wolff-Preis.