Draußen liegt Schnee und Eis, die Isländer versuchen aber trotzdem Bananen, Erdbeeren und Tomaten zu züchten. Ihre Geheimwaffe beim Anbau: Gewächshäuser, die mit vulkanischer Erdwärme betrieben werden.
Die Temperaturen in Island liegen auch im kurzen isländischen Sommer im Schnitt bei 15 bis höchstens 25 Grad. Im Winter hingegen sind die Sonnenzeiten kurz - und es ist saukalt. Dennoch werden in Island Südfrüchte angebaut. Die Idee stammt schon aus den 50er Jahren. Damals ging es vor allem darum, die lokale Speisekarte zu erweitern. Richtig Schwung aber bekam sie in der Zeit der Wirtschaftskrise, die Island 2008 ziemlich erwischt hatte. Als Insel muss Island generell viele Lebensmittel importieren, in der Zeit der Krise wurden diese Produkte zum Luxus, da sie extrem teuer waren, erklärt Korrespondent Carsten Schmiester.
Isländische Bananen, Erdbeeren und Tomaten dank Erdwärme
Auf den ersten Blick spricht das isländische Klima gegen einen Anbau einer anspruchsvollen Frucht wie der Banane, die viel Sonne und Wärme braucht. Zu Gute kommt Island aber die Erdwärme durch die vielen Vulkane. Diese wird auch in den Gewächshäusern angewendet. Viele davon liegen in Regionen, in denen heiße Quellen nahe unter der Erdoberfläche zu finden sind. Das nutzen Forscher und Farmer wie Knútur Rafn Armann aus. Etwa 25.000 Kilometer Heizungsrohre sind in seinen Gewächshausanlagen verlegt. Das heiße Wasser, das durch die Rohre fließt, kommt einfach so aus der Erde.
"Die Pflanzen benötigen aber auch künstliches Licht. Und da ist es toll, dass all unser Strom grüner Strom ist."
Die Idee, Obst und Gemüse vermehrt anzubauen, wird also nicht nur durch ökonomische Überlegungen und dem Wunsch, unabhängig zu sein, genährt. Es geht auch um den ökologischen Aspekt. So wollen die Isländer extreme Transportwege vermeiden.
"Die Isländer wollen auch aus ökologischen Gründen möglichst wenig importieren. Schon gar nicht etwas um die halbe Welt transportieren."
In isländischen Gewächshäusern werden ganz unterschiedliche Früchte angebaut - auch mit unterschiedlichem Erfolg. Bei isländischen Bananen klappt es noch nicht so gut, weshalb diese kaum im freien Verkauf erhältlich sind.
Selbstversorgung mit isländischen Gurken
Etwas besser sieht es bei Erdbeeren aus. Doch die isländischen Erdbeeren, sagt Carsten Schmiester, seien "so heilig, die werden einzeln gegessen." Erfolgreich läuft der Anbau von Gurken und Tomaten. Und auch mit anderen Obst- und Gemüsesorten wird experimentiert.
"Mit Tomaten versorgen sich die Isländer mit fast 70 Prozent selbst. Bei Gurken sind es fast 100 Prozent Selbstversorgung."
Sollen Aufwand und Energieverbrauch im Rahmen bleiben, dann ist jedoch nicht alles möglich. "Klar ist, das isländische Klima setzt dem ganzen Grenzen", erklärt unser Korrespondent. Zwar arbeiten Forscher weiter daran, auch eine lohnenswerte Bananenzucht auf Island hinzubekommen. Carsten Schmiester ist da jedoch skeptisch: "Bei der empfindlichen Banane muss man ganz lange warten, bis sie überhaupt Stauden hat. Und wenn diese dann Früchte tragen, dann erst nur ein bisschen. Ich glaube, das ist eine Rechnung, die nie aufgehen wird."