Ein junger Mann wird wegen Terrorverdachts festgenommen. Heute warnt er vor Islamismus. So kommt die Geschichte seines Seitenwechsels ins Fernsehen.
Eren Recberlik wird von den Sicherheitsbehörden als islamistischer Gefährder eingestuft. Er wurde von einem Sonderkommando wegen des Verdachts auf Vorbereitung einer staatsgefährdenden Tat festgenommen. Das Verfahren wurde später eingestellt. Erstmals ist Eren Recberlik bereit, über seinen Lebensweg zu sprechen, um mit der Szene zu brechen. Elmar Theveßen vom ZDF hat eine TV-Doku über den 25-Jährigen gemacht.
TV-Team findet Gefährder
Zunächst erreichte den Journalisten die Information, dass es einen Gefährder gibt, der aus der islamistischen Szene aussteigen möchte. Die Quelle war Elmar Theveßens Fachberater, Irfan Peci, ein Mann der selbst in Entradikalisierungsprogrammen Islamisten betreut und als V-Mann für das Bundesamt für Verfassungsschutz tätig war. Eren Recberliks Fall stieß bei Elmar Theveßen und seinem Team auf Interesse, und sie vereinbartes ein erstes Treffen.
"Eren Recberlik gilt als Gefährder, weil er kriminelle Handlungen begangen hat und bereit war, Gewalt anzuwenden, und weil er sich in der islamistischen Szene im Umfeld von Pierre Vogel bewegt hat."
Für die Sicherheitsbehörden ist der Protagonist der TV-Doku aus zwei Gründen als Gefährder geführt: Er war kriminell und gewaltbereit. Außerdem gehörte er zur islamistischen Szene um Pierre Vogel und hatte Kontakt zu Abu Ibrahim alias Hasan Keskin und Bernhard Falk. Auch diese beiden gelten als Gefährder. In der Kommunikation mit Eren Recberlik soll es um mögliche Anschlagsziele gegangen sein.
"Ich glaube, er hat 2017 einen Punkt erreicht, an dem er gesagt hat: Ich will mein Leben verändern."
Im Jahr 2017 habe Eren Recberlik einen Wendepunkt erreicht. Ausschlaggebend sei wohl eine neue Beziehung gewesen. Dort habe er die Anerkennung gefunden, die er in Gangs und im Islamismus gesucht hat, vermutet Elmar Theveßen.
Gründe für den Ausstieg aus der islamistischen Szene
Sein Protagonist geht mit bürgerlichem Namen und mit unverdecktem Gesicht vor die Kamera, um die Rückkehr in die islamistische Szene unmöglich zu machen. Sein Ziel ist, vermutete Elmar Theveßen, Anerkennung für diesen Schritt und er will andere vor dem Islamismus warnen.
Im jüngsten Bericht des Bundesamts für Verfassungsschutz ist von einem Islamismuspotenzial bei 25.810 Personen die Rede. Im Mai 2017 gehörten nach Angaben des Bundeskriminalamtes rund 660 Personen zur Gruppe islamistischer Gefährder.
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