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Der Großmufti von Jerusalem, Mohammed Amin al-Husseini, paktierte mit dem NS-Regime. Er und die Nationalsozialisten hatten ein gemeinsames Ziel: die Vertreibung der Juden. Der Großmufti spielte so eine wichtige Rolle bei der Ausbreitung des Antisemitismus im arabischen Raum.

Als Mohammed Amin al-Husseini um 1893 in Jerusalem geboren wird, ist die politische Lage im Nahen Osten noch einigermaßen friedlich. Palästina gehört seit 400 Jahren zum Osmanischen Reich. Von den etwa 450.000 Einwohnern Palästinas sind 10.000 Juden, rund 30.000 christliche Araber und etwas mehr als 40.000 griechisch-orthodoxe Christen. 

"Nationale Heimstätte für das jüdische Volk" führt zu Konflikten

Dann aber verliert das Osmanische Reich an der Seite Deutschlands den Ersten Weltkrieg und hinterlässt im Nahen Osten ein Machtvakuum. Als sich die britische Regierung am 2. November 1917 mit der Balfour-Deklaration damit einverstanden erklärt, dass in Palästina eine "nationale Heimstätte für das jüdische Volk" eingerichtet wird, ist das Zusammenleben der Religionen im Nahen Osten empfindlich gestört.

Hitler und der Großmufti: Vereint im Hass gegen Juden

Mohammed Amin al-Husseini engagiert sich für die Arabische Revolte, radikalisiert sich und kämpft für den Panarabismus, der ein Großsyrien auf dem Gebiet der heutigen Staaten Syrien, Libanon, Jordanien und Israel anstrebt. Aber auch hier sind westliche Mächte im Spiel: Frankreich und England haben mit dem Sykes-Picot-Abkommen die Reste des Osmanischen Reichs unter sich aufgeteilt.

"Die arabische Freiheitsbewegung ist im Mittleren Orient unser natürlicher Bundesgenosse gegen England."
Adolf Hitler, Weisung Nr. 30 "Mittlerer Orient" vom 23. Mai 1941

Al-Husseini wird Großmufti von Jerusalem, radikalisiert sich und sucht nach der Machtergreifung Hitlers den Schulterschluss mit dem NS-Regime. Zwischen dem islamistischen Führer und dem nationalsozialistischen Deutschland herrscht Einigkeit über die Vertreibung der Juden. 

Hitler will die antisemitische "arabische Freiheitsbewegung" für deutsche Ziele im Nahen Osten einspannen. Historiker diskutieren darüber, ob das möglicherweise mehr war als reine politische Zweckmäßigkeit – vielleicht sogar die Verschmelzung von Islam und Faschismus zu einem Islamfaschismus.

Der Großmufti von Jerusalem, Mohammed Amin al-Husseini, unterhält sich mit Adolf Hitler (28. November 1941)
© Bundesarchiv, Bild 146-1987-004-09A / Heinrich Hoffmann / CC-BY-SA 3.0
Der Großmufti mit Adolf Hitler (1941)

Ihr hört in Eine Stunde History:

  • Martin Cueppers leitet die Forschungsstelle Ludwigsburg der Universität Stuttgart zur NS-Geschichte, die unter anderem die Geschichte der NS-Verbrechen untersucht. Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehört die Beziehungsgeschichte zwischen Nationalsozialismus und Arabischer Welt.  
  • Hamed Abdel-Samad ist Politikwisenschaftler, Publizist und dezidierter Islamkritiker. Im Koran erkennt er eindeutig antisemitische Wurzeln.  
  • David Ranan Politikwissenschaftler und Autor. Er hat mehr als 70 junge muslimische Studenten und Akademiker nach ihrer Einstellung und Haltung zu Juden, zum Judentum, zum Holocaust und zu Israel befragt.  
  • Matthias von Hellfeld, Deutschlandfunk-Nova-Geschichtsexperte, erläutert die Zusammenarbeit zwischen dem Deutschen Reich und dem Großmufti von Jerusalem.

Mehr zum Thema:

Shownotes
Islam und Faschismus
Der Großmufti von Jerusalem
vom 10. August 2018
Moderator: 
Markus Dichmann
Gesprächspartner: 
Matthias von Hellfeld, Deutschlandfunk-Nova-Geschichtsexperte