Der Grafiker Jakub Rozalski erfindet die Fantasiewelt "1920+". Die wiederum wird von einem Bremer Entwicklerstudio zu einem Strategiespiel umgesetzt: Iron Harvest.

Normalerweise läuft das in der Entwicklung von Computerspielen so ab: Externe Grafiker und Illustratoren malen, wie sich die Entwickler die Umgebung in ihrem Computerspiel vorstellen. Es entstehen sogenannte Production Artworks, damit alle Beteiligten auf demselben Stand sind und wissen, wie das zu entwickelnde Game am Ende ungefähr auszusehen hat.

Jakub Rozalski ist ein solcher Grafiker und Illustrator – doch bei ihm lief das etwas anders. Er malte nämlich nicht das, was die Spieleentwickler ihm vorgaben. Es war genau umgekehrt. In diesem Fall haben seine Bilder die Macher eines Computerspiels inspiriert. Das Studio King Art Games aus Bremen hat auf Basis seiner gemalten Welten das Game "Iron Harvest" entwickelt.

Bilder mit vielen Kontrasten

Der Maler Jakub Rozalski liebt Kontraste, er mischt zum Beispiel slawische Folklore, bäuerliche Landschaften und riesige Kampfroboter.

Screenshot Game "Iron Harvest"
© Deep Silver / King Art Games

Jakubs Bilder zeigen meist seine Faszination für die Gegensätze im Ersten Weltkrieg: Aufeinanderprallen von Moderne und Agrargesellschaft, altertümlicher Kavallerie und moderne Kriegsmaschinerie. Daraus entwickelte Jakub seine alternative, historische Welt "1920+" mit skurrilen Robotern.

"Die dichte Atmosphäre und die tollen Figuren aus Jakub Rozalskis Bildern machen Iron Harvest zu einer unverkennbaren Welt."
Jana Reinhardt, Deutschlandfunk-Nova-Games-Expertin

Auf Basis dieser Fantansiewelt ist das Game "Iron Harvest" entstanden. Hier entfacht eine Geheimorganisation den Krieg zwischen den Fraktionen Polania, Rusviet und Saxonia wieder neu, um an eine Superwaffe zu kommen, die in der mysteriösen Fabrik versteckt sein soll.

Iron Harvest ist ein Echtzeitstrategiespiel. Wie in Jakub Rozalskis Bildern tauchen auch hier die Helden auf, zum Beispiel die polnische Widerstandskämpferin Anna mit dem Bären Woitek.

Screenshot aus Game "Iron Harvest"
© Deep Silver / King Art Games

Dass King Art Games ein Spiel wie Iron Harvest entwickelt hat, verwundert etwas, denn das Genre der Echtzeitstrategie galt lange als quasi tot. Jan Theysen von King Art Games sagt: Wir wollen lieber in einer Nische das beste Spiel entwickeln als in einem populären Genre das zehntbeste.

"Ich selbst habe ein bisschen eine Hassliebe zu Echtzeitstrategie", sagt Deutschlandfunk-Nova-Games-Expertin Jana. "Man verbringt in einer Mission teilweise Stunden, bis ich merke, dass ich völlig hirnrissig meine letzten Ressourcen in überflüssige Riesenroboter verballert habe."

"Im Grunde werden alle Figuren aus den Bildern von Jakub Rozalski in einer epischen Geschichte zusammengeführt."
Jana Reinhardt, Deutschlandfunk-Nova-Games-Expertin

Iron Harvest bietet aber viele Möglichkeiten, neue Wege zu finden mit dem Spiel zu experimentieren, sagt Jana: andere Einheiten probieren, anders bauen, anders angreifen, mehr auf Deckung achten.

Iron Harvest gibt es für Windows und ab 2021 für Playstation 4 und XboxOne.

Shownotes
Game
Iron Harvest: Gemalte Fantasiewelten werden zur Echtzeitstrategie
vom 27. September 2020
Moderator: 
Sebastian Sonntag
Gesprächspartner: 
Jana Reinhardt, Deutschlandfunk-Nova-Games-Expertin