In Teheran war der Jubel groß, als vor einem Jahr das Atomabkommen besiegelt wurde. Jetzt macht sich Ernüchterung breit - in der jungen iranischen Startup-Szene aber wächst der Unternehmergeist.
Vor einem Jahr war die Freude in Teheran groß: Das Atomabkommen zwischen dem Iran und dem Westen besiegelte das Ende der Sanktionen. "Es gab hohe Erwartungen, dass sich praktisch über Nacht die Wirtschaftslage verbessern wird", erzählt Sören Faika. Er hat Iranistik studiert und leitet seit vielen Jahren Bildungsreisen in den Iran. Dass die Erwartungen einfach zu hoch waren, zeigt sich jetzt.
Sanktionen als Biotop für Startups
Zum einen stecken recht pragmatische Gründe dahinter: Noch ist zu wenig Zeit vergangen.Tatsächlich wurde das Abkommen erst Anfang dieses Jahres abgesetzt. Gleichzeitig ist der Iran nicht in allen Bereichen sanktionsfrei - wegen Menschenrechtsverstößen etwa gibt es noch laufende und neue Einschränkungen. Selbst die große Wirtschaftsblockade wird nur schrittweise gelockert.
"Der Aufschwung ist noch deutlich kleiner als es von vielen erhofft wurde. Auch wenn es in eine positive Richtung geht."
Dass sich im Land etwas bewegt, findet Sören Faika jedoch schon: "Die Aufbruchsstimmung im Iran hat dazu geführt, dass in allen Ecken des Landes darüber nachgedacht wird, wo wir wirtschaftlich aktiv werden können".
Und sie zeigt sich daran, dass in den letzten anderthalb Jahren viele Gespräche mit ausländischen Delegationen gab. Vor allem mit EU-Ländern, auch deutsche Unternehmen sind präsent. Ein internationales Großprojekt ist der Kauf von etwa 100 Boeing-Jets. Besonders spannend ist die Startup-Szene, die sich rund um die Hauptstadt Teheran entwickelt hat. Für sie waren die Sanktionen wie eine Art Biotop: Internationale Player konnten nicht in den iranischen Markt vordringen. So generierten iranische Entwickler ihre eigenen Trend-Plattformen.
Für Irans Startups hat sich die Situation jetzt verändert: Einerseits müssen sie sich nun mit der internationalen Konkurrenz messen, gleichzeitig können sie nun selber expandieren. Und das tun sie, beispielsweise erfolgreich im asiatischen Markt.
"Es gibt mittlerweile das iranische Pendant zu Uber, Amazon, Ebay. Eigentlich alles, was man sich vorstellen kann."
Welche Früchte die internationalen Gespräche wirklich tragen werden, wird sich vermutlich erst in den nächsten Monaten zeigen. "Es ist abzusehen, dass es sich im nächsten Jahr beschleunigt.", meint Sören Faika. Das Interesse der deutschen Wirtschaft in den Iran als Exportland ist jedenfalls groß, zögerlich sind dagegen die westlichen Banken. Sie wollen mehr Sicherheit und vor allem, dass die USA mit in die Finanzierung einsteigt.
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