Eigentlich ist die Königskrabbe im Nordpazifik zu Hause. Aber sie sorgt mittlerweile für Probleme vor Norwegen, womit auch Josef Stalin zu tun hat. Vor allem aber zeigt diese Geschichte, dass es nicht gut ist, wenn der Mensch in die Natur eingreift.
Bekannt ist die Königskrabbe auch als Stalin-Krabbe. Denn der ehemalige sowjetische Diktator Josef Stalin soll höchstpersönlich – so zumindest die Überlieferung – auf die Idee gekommen sein, die Krabbe aus dem Nordpazifik auch an der europäischen Küste anzusiedeln.
Das soll in den 1930er Jahren geschehen sein, um die Nahrungsgrundlage auf eine breitere Basis zu stellen. Aber Stalin-Krabbe ist nur einer von vielen Namen für das Tier. "Ursprünglich hieß sie einmal Kamtschatkakrabbe", sagt unser Reporter Sebastian Sonntag. In Norwegen, wo sie für Ärger sorgt, heißt sie Königskrabbe.
Die Königskrabbe hat keine natürlichen Feinde
Aber bevor wir dazu kommen, geht es nochmal kurz zurück zu Stalin. Seine Idee, die Krabbe anzusiedeln, klappte nicht sofort. Deshalb musste sein Nachfolger Nikita Chruschtschow eingreifen.
"1961 wurden im staatlichen Auftrag 1,5 Millionen Königskrabbenlarven in der Barentssee versenkt", sagt Sebastian Sonntag. Dafür wurden die Larven zunächst an der Pazifikküste in der Nähe der Stadt Wladiwostok eingesammelt und per Flugzeug sowie transsibirischer Eisenbahn quer über den Kontinent transportiert, um sie eben an der europäischen Küste anzusiedeln.
"Wie das bei vielen invasiven Arten der Fall ist, hat die Königskrabbe keine natürlichen Feinde."
Mit Erfolg. Die Krabbe fühlte sich wohl in ihrer neuen Heimat. So sehr, dass sie jetzt auch an der norwegischen Küste zu finden ist, wo sie zum Problem wird. Denn wie bei vielen invasiven Arten hat auch die Königskrabbe keine natürlichen Feinde. "Das heißt, sie kann sich ungestört weiter vermehren", sagt Sebastian Sonntag.
Hinzu kommt, dass die Königskrabbe einen enormen Hunger hat. "Sie frisst alles, was ihr begegnet", sagte Karoline Andaur, Generalsekretärin des WWF Norwegen im ZDF. "Sie zerstört die Natur am Meeresboden hier in Norwegen. Sie schadet unseren Fjorden, weil sie alles auffrisst."
Die Königskrabbe wiegt bis zu elf Kilo – an dem Tier ist also viel dran
Eine Lösung lautet: Die Krabben werden aufgegessen. Mittlerweile gilt das Tier als Delikatesse, so Sebastian Sonntag: "Der Ladenpreis liegt bei 150 Euro pro Kilo; Tendenz steigend". Die Krabbe bringt einiges Gewicht auf die Waage: Die Tiere können bis zu elf Kilogramm wiegen. Die Beine können eine Spannweite von bis zu 180 Zentimetern erreichen.
"Wir essen das Problem auf: Mittlerweile gilt die Krabbe tatsächlich als Delikatesse."
Hinter dieser Lösung stehen auch Naturschutzorganisationen wie der WWF in Norwegen. Aber für die Königskrabbe gibt es feste Fangquoten. Die Population soll klein gehalten werden, damit die Tiere keinen Schaden mehr anrichten. Doch die Krabbe soll vor der Küste Norwegens nicht aussterben.
Auch weil sie für viele Fischer*innen wichtig ist. Sie verdienen mit dem Fang der Delikatesse ihr Geld.