Weil Timon introvertiert ist, hat sich sein Leben durch die Selbst-Isolation kaum verändert. Was für Extrovertierte schwer auszuhalten ist, kommt seiner Persönlichkeit sehr entgegen.
Während sich die Extrovertierten unter uns immer stärker nach der nächsten Party, dem nächsten Konzert oder einen Grillabend am See sehnen, fühlen sich die Introvertierten durch die Selbst-Isolation in eine ideale Welt versetzt. Denn sie tanken in der Stille und mit sich selbst ihre Energiereserven auf. Einer, der letzterer Personengruppe angehört, ist Timon. In Ab21 erklärt er, warum sich für ihn durch die Corona-Pandemie nichts verändert hat und wie er mit extrovertierten Freundinnen und Freunden in Kontakt bleibt.
Timon arbeitet zusammen mit seiner Frau ohnehin im Homeoffice. Deshalb hat sich sein Tagesablauf durch die Corona-Pandemie nicht geändert. Fast nicht. Das Paar übernimmt, wie viele von uns dieser Tage, zusätzlich die Einkäufe für ältere Verwandte. Er sagt: "Ich merke, dass sich für viele etwas geändert hat, aber ich habe meine Struktur beibehalten."
Introvertierte brauchen den Rückzug
Was sich, seinen Empfinden nach, auch ein bisschen verändert hat, ist die Art der Kommunikation. Im beruflichen Umfeld gibt es jetzt mehr Videokonferenzen, und das wiederum schlägt auch auf sein Privatleben nieder. Viele Menschen würden das nun für sich entdecken, meint Timon, und diesbezüglich auch zu viel einfordern.
"Da habe ich schon das Gefühl, dass es langsam ein bisschen bunt wird. Wenn ich an einem Tag schon vier Stunden beruflich Videokonferenzen habe, habe ich keine Lust, abends auch noch auf der gleichen Schiene Kontakte zu pflegen."
Für ihn sei es deshalb wichtig, sich weiterhin selbst wahrzunehmen und auf seine eigenen Bedürfnisse zu achten: "Man muss schon unterscheiden, ob derjenige ein Bedürfnis hat, das man versucht zu stillen, oder ist es ein Bedürfnis, was ich habe, was ich dadurch stillen kann? Sprich: Dient man sich selber oder dem anderen in diesem Moment?" Timon sagt, er würde es mit seinen privaten Kontakten genauso halten wie vor der Krise auch – und sich zurückziehen.
Timon schreibt am liebsten mit seinen Freundinnen und Freunden
Timon ist aber kein Einzelgänger. Er hält den Kontakt zu seinen Freundinnen und Freunden. Doch statt sich zu ausgemachten Zeiten – ob mit oder Corona-Pandemie – zu verabreden, kommuniziert er am liebsten via Textnachricht. Er sagt:
"Die asynchrone Kommunikation ist für mich sehr hilfreich, weil ich dann, wenn ich etwas mitzuteilen habe, das auch tun kann."
Der Austausch sei ihm wichtig. Aber sich nur zu verabreden, um sich zu verabreden, habe für ihn keinen großen Nutzen. Für den Austausch mit extrovertierten Menschen hat er einen Kompromiss gefunden: Telefonieren. "Dann kann man nebenbei durch die Wohnung laufen und plaudern. Ich finde, dass ist ein guter Mix. Weil ständig eine Kamera anzuhaben. fühlt sich für mich nicht sehr gesund an."
Auch, wenn das Leben, wie es gerade in vielen Bereichen ist, eines ist, dass für introvertierte Menschen wie Timon Alltag ist, so hat er doch großes Verständnis dafür, dass es für viele extrovertierte Menschen gerade schwer sein kann.
"Ich merke schon, dass es für andere eine Umstellung ist, und, dass sie wirklich merken, sie werden jetzt in eine Welt reingeschoben, die für den Introvertierten angenehm ist und für sie selber ziemliche Einschränkungen bedeutet."
Über Introvertierte:
- Rund ein Drittel der Bevölkerung gilt als introvertiert. Erstmals wurde der Begriff im Jahre 1921 vom Schweizer Psychoanalytiker Carl Gustav Jung verwendet. Er beschrieb damit die unterschiedlichen Eigenschaften von Persönlichkeiten. Seiner Definition zufolge "wenden introvertierte Menschen ihre Energie stärker auf ihr Innenleben – während Extrovertierte das eher nach außen tragen."
- Egal, ob wir introvertierte oder extrovertierte Menschen sind: Me-Time bringt uns runter! Eine groß angelegte Studie untersuchte, mit welchen Aktivitäten wir am besten relaxen können. Demnach belegte Lesen Platz 1, auf Platz 3 kam "Zeit alleine verbringen" und erst auf Platz 12 "Freunde oder Familie treffen".
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