Hippe Menschen, krasse Locations, coole Ideen tummeln sich auf Instagram. Und dann gibt es noch diese Leute, die einfach nur peinlich sind, deren Fotos wie Unfälle sind, bei denen man einfach nicht weggucken kann. Fremdschäm-Faktor: 100 Prozent!
Jedes Mal wenn die Fotos oder Storys von dieser einen Person auf Instagram bei uns aufplopppen, möchten wir uns am liebsten tief unter der Decke verkriechen, leise jaulen und das Gesehene vergessen machen. So peinlich! Und trotzdem gehen wir nicht den konsequenten Schritt und entfolgen diesem Fremdschäm-Verursacher. Warum eigentlich nicht?
Gründe fürs Glotzen
Zwei Gründe gibt es, warum wir auf Instagram und anderen Social-Media-Plattformen dieses Glotzen nicht sein lassen können.
- Wir können gar nicht anders, als hingucken. "Wir können uns heute rund um die Uhr, 24 Stunden am Tag, mit Medien und allen möglichen Informationen versorgen", sagt die Psychologin Vera Hesse. "Da ist es schwierig, diese Infos bewusst auszuschalten - man könnte ja etwas verpassen."
- Außerdem sind wir alle mindestens ein klein wenig sensationsgeil. Und beim Fremdschämen kommt dazu, dass im Gehirn bestimmte Areale getriggert werden, die fürs Schmerzempfinden zuständig sind. "Wir gucken uns ja auch gerne Filme an, in denen grausame Sachen passieren", sagt Vera Hesse.
Das sind alles Prozesse, die uns erregen, stimulieren und auf die unser Gehirn scharf ist. Und Fremdscham ist so gesehen auch eine Form von Schmerz.
"Instagram und diese ganzen Social-Media-Plattformen arbeiten hauptsächlich mit dem Aspekt der Unterhaltung und dem 'Fear of Missing-Out', dieser Angst, etwas zu verpassen."
Menschen sehen gerne, wenn anderen etwas passiert, auch wenn ihnen Schmerzen zugefügt werden. Nicht weil wir sadistische Ungeheuer sind, die das Leid anderer genießen, sondern weil es unser Gehirn stimuliert und es deshalb genau diesen Reiz sucht. Besonders gut funktioniert diese Art der Aufregung fürs Hirn bei Menschen, die wir kennen - persönlich oder virtuell über Instagram und Co.
Eigentlich lieben wir sie
Natürlich können wir uns auch bei fremden Personen fremdschämen. Aber mit Freunden und Bekannten können wir uns besser identifizieren und uns selbst und die eigenen sozialen und moralischen Prinzipien mit ihnen vergleichen. "Letztendlich ist mir diese Person gar nicht so egal, wie man das im ersten Moment glauben möchte", vermutet Vera Hesse. "Vielleicht ist dieses Nervige dieser Person auch reizvoll." Eigentlich lieben wir also unsere Fremdschämer. Auch und gerade weil sie manchmal so sind, wie sie sind.
Nix zum Fremdschämen gibt es übrigens bei Deutschlandfunk Nova auf Instagram: