Obwohl ihr Gehirn sehr klein ist, sind Insekten mitunter ziemlich schlau. Manche nutzen Werkzeuge, andere können rechnen, oder logische Aufgaben bewältigen.
Biologe Mario Ludwig nennt ein paar Beispiele für die Intelligenz bei Insekten: Ameisen haben viele faszinierende Eigenschaften und organisieren unter anderem einen eigenen Sanitätsdienst für Verletzte. Eine weitere sehr kluge Eigenschaft finden wir bei der Gattung Aphaenogaster, die strategisch Werkzeuge benutzt.
Diese Ameisengattung kommt überall auf der Welt vor, nur nicht in Afrika südlich der Sahara oder in der Antarktis. Diese Ameisen verwenden Holzstückchen sowie Staub- oder Sandkörnchen, die sie als eine Art Schwamm nutzen, um Flüssigkeiten wie Wasser oder Nektarflüssigkeit ins heimische Nest zu transportieren.
Bienen können rechnen
Insekten haben aber noch weitere Fähigkeiten, die auf Intelligenz schließen lassen. Bei den Honigbienen gibt es zum Beispiel Nachweise darüber, dass sie rechnen können, sagt Mario Ludwig.
"Honigbienen können schon einfache Matheaufgaben lösen."
Forschende der RMIT University in Melbourne haben in verschiedenen Experimenten mit Farbtafeln herausgefunden, das Bienen Matheaufgaben lösen können. Die Farbtafeln haben verschiedene Farben und unterschiedlich viele Quadrate. Bereits kurz nach dem Training haben die Bienen begriffen, dass Blau für Addition und Gelb für Subtraktion steht und haben dann Aufgaben wie 2+1 oder 4-1 gelöst.
Fähigkeit zu rechnen, bringt Bienen Vorteile
Zwar ist das Rechnen keine Fähigkeit, die Bienen in ihrem Alltag häufig brauchen, aber die australischen Forschenden glauben, dass die mentalen Prozesse, die mit dieser Rechenfähigkeit verknüpft sind, den Bienen im Alltagsleben Vorteile bringen können. Beispielsweise wenn es darum geht, welche Blütenmerkmale beim Nektarsammeln wertvolle Ressourcen ankündigen und welche nicht.
Hummeln lernen durch Abgucken
Eine weitere intelligente Eigenschaft konnte bei Erdhummeln gezeigt werden, die nämlich durch Abgucken lernen. Dazu haben Forschende der Queen Mary University of London ein Experiment gemacht, in dem sie den Erdhummeln beigebracht haben, kleine gelbe Bälle in ein Loch zu rollen.
"Den Erdhummeln wurde beigebracht, kleine gelbe Bälle zielgenau in ein kleines Loch zu rollen. So eine Art 'Hummelgolf'. Zur Belohnung gab es Zuckerwasser.
Diese Art Hummelgolf haben die Insekten schnell gelernt. Zur Belohnung haben sie Zuckerwasse bekommen.
Im zweiten Teil des Experimentes haben untrainierte Hummeln zugesehen, wie eine der trainierten Hummeln den Ball ins Loch rollt, um an das Zuckerwasser zu kommen. Dabei haben die Forschenden festgestellt, dass die untrainierten Hummeln alleine durch Zusehen lernen, die Kugel ins Loch zu rollen.
Wespen können logisch Schlussfolgern
Bei Wespen geht es mit der Intelligenz noch einen Schritt weiter. Wespen können nämlich offenbar logisch Planen. Forschende der Universität Michigan haben Feldwespen darauf trainiert, zwischen zwei Farben zu unterscheiden. Wenn sich die Wespen der falschen Farbe annähern, bekommen sie als eine Art Bestrafung einen leichten Stromschlag. So lernen die Wespen innerhalb weniger Tage besser auf der Farbe A anstatt auf Farbe B zu landen, und lieber auf C als auf B und so weiter. Letztendlich beherrschen sie vier Farbpaare mit fünf verschiedenen Farben.
In einem nächsten Schritt haben die Forschenden den Wespen neue Farbkombinationen präsentiert, mit denen sie vorher noch nicht konfrontiert waren. Und tatsächlich sind die Wespen auch bei den ihnen unbekannten Kombinationen auf den richtigen Farben gelandet. Für die Forschenden ein klarer Beweis, dass Wespen logisch schlussfolgern können.
Größe des Gehirns ist nicht entscheidend für Intelligenz
Dieses Maß an Logik und Intelligenz überrascht vielleicht, da Insekten allein qua Größe ja kein großes Gehirn haben. Aber: Intelligenz hat nichts mit der Größe des Gehirns zu tun.
"Ein großes Hirn bedeutet nicht automatisch auch mehr Intelligenz."
Beispielsweise ist das Hirn eines Wales bis zu neun Kilogramm schwer und enthält mehr als 200 Milliarden Nervenzellen, sagt Mario Ludwig. Das Hirn eines Menschen wiegt dagegen gerade einmal 1,3 Kilogramm und hat nur 85 Milliarden Nervenzellen. Trotzdem ist der Wal nicht intelligenter als ein Mensch - nach unserem Kenntnisstand.
Ein Insektenhirn wiegt dagegen gerade mal ein tausendstel Gramm und leistet trotzdem Beachtliches. Britische Forschende, die sich mit der Intelligenz von Insekten beschäftigen, erklären dieses Phänomen damit, dass wir bei Computern auch nicht erwarten, dass die größeren bessere Leistung bringen. Nach Ansicht der englischen Wissenschaftler hängt Intelligenz nicht entscheidend von der Hirngröße, sondern von der Art der neuronalen Verschaltung ab. Und dazu sind offenbar nur wenige Neuronen (Nervenzellen) notwendig.