Nahrungsmittelhersteller in der EU dürfen seit Anfang 2023 Produkten Grillen- und Käferlarvenpulver beimischen. Theoretisch könnten wir also verarbeitete Krabbeltiere in unserem Essen haben. Warum setzen sich Insekten-Lebensmittel bislang nicht durch?

Daniela Krehl von der Verbraucherzentrale Bayern beobachtet den Markt schon seit einigen Jahren. Sie vermutet, dass sich der Trend mit Insekten-Lebensmitteln bislang noch nicht nachhaltig durchsetzen konnte, liege daran, dass es für die Produkte im Supermarkt derzeit noch keinen festen Platz gibt.

"Die Insekten-Produkte sind im Supermarkt nicht klar positionierbar. Tue ich denn jetzt die Insektennudeln zu den Nudeln oder gibt es ein extra Insektenregal? Der Ekelfaktor ist bei Deutschen vermutlich hoch."
Daniela Krehl, Verbraucherzentrale Bayern

Deswegen gibt es inzwischen deutlich weniger Lebensmittel mit Insektenanteil in den Regalen als noch vor ein paar Jahren. Ob in unserem Essen Insektenpulver beigemischt ist, erkennen wir leicht durch einen Blick auf die Zutatenliste des Produkts. Da muss für uns klar und deutlich gekennzeichnet sein, was drin ist. "In der Zutatenliste des Produkts steht dann zum Beispiel Mehlwurmlarve, Hausgrille oder Wanderheuschrecke. Es sind weltweit 2.000 essbare Insektenarten bekannt. Etwa zehn davon können wir in Deutschland kaufen", sagt unser Reporter Sebastian Moritz.

Insektensnacks werden als Edel-Food vermarktet

Dass wir im Handel unbewusst einen Insekten-Snack kaufen, hält Verbraucherschützerin Daniela Krehl für unwahrscheinlich. Das Insektenmehl ist teuer. Dementsprechend werden die Produkte als edel vermarktet.

"Einfach aufgrund des hohen Preises wird jeder Hersteller drauf achten, dass er dieses Feature, dass hier Insekten verarbeitet worden sind, auf der Schauseite vermarktet. Nur so kann er sich vom normalen Riegel abheben."
Daniela Krehl, Verbraucherzentrale Bayern

Die Insekten-Produkte haben nicht nur Vorteile für Menschen, die sich fleischfrei ernähren wollen.

  • Bei der Herstellung von Insektenmehl werden – anders als Schwein oder Rind – laut einer Studie des Bundesumweltamtes deutlich weniger Treibhausgase emittiert.
  • Insektenprodukte liefern lebenswichtige Stoffe wie Proteine, Mineralstoffe, Vitamine, Omega 3-Fettsäuren.

Wer allergisch auf Schalen- und Krustentiere reagiert oder eine Hausstaubmilbenallergie hat, sollte allerdings vorsichtig sein. Möglicherweise treten die Allergieerscheinungen auch bei Insektenprodukten auf.

Die Tierschutzorganisation Peta kritisiert, dass die Haltung von Insekten alles andere als artgerecht ist. Fachleute aus der Ernährungswissenschaft gehen trotz dieses Umstands davon aus, dass Insekten bei unseren Essgewohnheiten an Bedeutung gewinnen werden. "Vorausgesetzt, wir überwinden den Ekelfaktor", meint unser Reporter.

Shownotes
Ernährung
Insekten in Lebensmitteln: Warum der Trend bislang nicht zündet
vom 29. Juli 2024
Moderation: 
Jenni Gärtner, Thilo Jahn
Gesprächspartner: 
Sebastian Moritz, Deutschlandfunk-Nova-Reporter