Beim Stressmanagement geht es darum, mit unterschiedlichen Herausforderungen gut umzugehen. Genau das hilft auch bei Depressionen, hat eine Studie der TU München ergeben. Wie, das erklärt einer der Forschenden.

Mathias Harrer hat eine Professur für Psychology & Digital Mental Health Care an der TU München inne. In seiner Metastudie hat er analysiert, wie sich das Stressmanagement auf Personen mit depressiven Symptomen auswirkt.

Beim Stressmanagement geht es nicht darum, Stress auf null zu senken, sondern besser mit ihm umzugehen und trotzdem eine Balance zu halten, sagt Mathias Harrer. Er hat festgestellt, dass bei Personen mit depressiven Symptomen durch Stressmanagement nicht nur das Stressniveau gesunken ist, sondern auch die depressiven Symptome abgenommen haben.

"Nicht nur das Stressniveau geht herunter, sondern auch die depressive Symptomatik. Stressmanagement scheint auch eine effektive Behandlung für Depression oder depressive Symptome zu sein."
Mathias Harrer, Professur für Psychology & Digital Mental Health Care an der TU München

Dieses Ergebnis birgt mehrere Chancen: Zum einen sind psychische Erkrankungen in unserer Gesellschaft immer noch stigmatisiert und Betroffenen fällt es womöglich leichter, über Stress zu sprechen und Stressmanagement eher zu akzeptieren als eine Psychotherapie. Zum anderen kann das Stressmanagement auch anonym im Netz erfolgen.

Stress bewältigen und Depressionen in Griff bekommen

Online haben Personen dann die Möglichkeit, sich Videos von Expert*innen zum Thema anzuschauen, daneben gibt es multimedial aufbereitete Inhalte, Audio-Übungen oder Texte. Ergänzt wird das Training durch Gespräche mit Psycholog*innen, die Rückmeldung zu den Übungen geben oder denen man Fragen stellen kann. "Wir sehen auch in der Forschung, dass diese Extra-Unterstützung durch Psychologinnen und Psychologen die Trainings noch effektiver machen", erklärt Mathias Harrer.

Vor dem Hintergrund, dass in Deutschland die Wartezeiten für eine Therapie bei psychischen Erkrankungen recht lange sein können oder Personen gar keine Hilfe bekommen, weil sie lieber anonym bleiben wollen und die Probleme selbst lösen möchten, kann das Stressmanagement eine gute Lösungsmöglichkeit sein.

Stressmanagement ersetzt keine Psychotherapie

Mathias Harrer betont aber, dass Stressmanagement keine Psychotherapie ersetzen kann. Personen, die diesen Bedarf haben, sollten sich dann auch professionelle Hilfe holen. Das Stressmanagement kann aber ein gutes Training sein, mit Stress oder auch psychischen Herausforderungen besser umzugehen. Es kann eine erste Hilfe sein bei depressiven Erkrankungen und vielleicht den Weg bereiten, seine psychische Gesundheit zu fördern und entsprechende Schritte einzuleiten.

Das Stressmanagement, das Gegenstand der Studie war, ist in Deutschland auch auf Rezept erhältlich, sagt Mathias Harrer. Beispielsweise könnte die Hausärztin oder der Hausarzt ein entsprechendes Rezept ausstellen. "Viele Krankenkassen in Deutschland bieten selber auch Stressmanagement-Trainings an, teilweise vollkommen kostenfrei oder mit geringen Zuzahlungen", sagt Mathias Harrer.

Hilfe bei psychischen Problemen

Wer sich gerade sehr belastet fühlt, niedergeschlagen oder erschöpft, kann auch erst einmal anonyme Beratungs- und Seelsorge-Angebote in Anspruch nehmen. Wir haben auf einer Seite verschiedene Hilfeangebote zusammengestellt.

Shownotes
Inneres Gleichgewicht
Wie Stressmanagement bei Depressionen helfen kann
vom 17. März 2024
Moderatorin: 
Krissy Mockenhaupt
Gesprächspartner: 
Mathias Harrer, Professur für Psychology & Digital Mental Health Care an der TU München