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Manche von uns sind bis in die Nacht total fit und schlafen dann bis mittags. Andere stehen gerne sehr früh auf und können dafür am Abend kaum die Augen aufhalten. Welcher Chronotyp wir sind, beeinflusst stark unseren Alltag.

Wenn in der Schlafforschung die Rede vom Chronotyp ist, dann beschreibt das nicht nur die Uhrzeiten, wann ein Mensch gerne aufsteht und wann er zu Bett geht. Es geht auch darum, wann eine Person besonders leistungsfähig ist und wann nicht. Richtige "Eulen" und "Lerchen" sind selten. Die meisten Menschen zählen zum "Mischtyp".

"Es gibt aber mehr Leute mit einer gewissen Eulen-Tendenz als mit einer Lerchen-Tendenz."
Christine Blume, Schlafforscherin

In verschiedenen Studien haben Forschende festgestellt, dass die Gene einen großen Einfluss darauf haben, welcher Typ wir sind. Ist eure Schwester oder euer Vater also morgens immer sehr müde, dann ist es nicht ungewöhnlich, wenn ihr es auch seid. Oft wird die Schlafdauer verwechselt mit dem Chronotyp. Das bedeutet: Wir sagen, jemand, der gerne lange ausschläft, sei eine Eule. Das muss aber nicht sein, so die Schlafforscherin Christine Blume.

"Die Schlafdauer hat mit dem Chronotyp erst mal nichts zu tun. Aber aufgrund sozialer Einflüsse schlafen Spättypen unter der Woche oft zu wenig."
Christine Blume, Schlafforscherin

Spättypen schlafen unter der Woche meist eher zu wenig, erklärt die Wissenschaftlerin. Denn Arbeits-, Schul- und Öffnungszeiten sind für Spättypen häufig eine Herausforderung. Sie werden erst nach Mitternacht oder sogar später müde, müssen aber früh zur Arbeit oder in die Uni gehen. Das verkürzt ihre Schlafdauer. Wenn sie dann am Wochenende am späten Vormittag aufstehen, sprechen wir von "Langschläfern", dabei hatten sie vielleicht nur die üblichen acht Stunden Schlaf.

Wie finden wir heraus, welcher Chronotyp wir sind?

Wer herausfinden will, welcher Chronotyp er oder sie ist, der kann den sogenannten "Morningness Eveningness"-Test machen. Schlafforscherin Christine Blume nutzt diesen Test auch im Forschungsschlaflabor. Hilfreich ist es auch, in einer komplett freien Zeit ohne Termine – im Urlaub zum Beispiel – zu schauen, wann man gerne schlafen und wann aufstehen würde. Auch daran zeigt sich, welcher Typ man ist.

In der neuen Folge Über Schlafen sprechen Schlafforscherin Christine Blume und Moderatorin Ilka Knigge darüber, wie es den Alltag erleichtern kann, wenn wir unseren Chronotyp kennen und uns auf ihn einrichten können.

Wir freuen uns über euer Feedback und Themenvorschläge an ueberschlafen@deutschlandfunknova.de.

Shownotes
Innere Uhr
Wie der Chronotyp unseren Tagesablauf lenkt
vom 18. Juli 2023
Moderatorin: 
Ilka Knigge
Gesprächspartnerin: 
Christine Blume, Schlafforscherin
  • Wie wir unseren Chronotyp bestimmen
  • Warum Menschen unterschiedliche Chronotypen haben
  • Können wir unseren Chronotypen umtrainieren?
  • Mythencheck
  • Warum sollten wir unseren Chronotyp kennen?
Unsere Quellen:
  • Roenneberg, T., Wirz-Justice, A., & Merrow, M. (2003). Life between Clocks: Daily Temporal Patterns of Human Chronotypes. Journal of Biological Rhythms, 18(1), S. 80-90.
  • Griefahn, B., Künemund, C., Bröde, P., & Mehnert, P. (2001). Zur Validität der deutschen Übersetzung des Morningness‐Eveningness‐Questionnaires von Horne und Östberg: The Validity of a German Version of the Morningness‐Eveningness‐Questionnaire Developed by Horne and Östberg. Somnologie, 5(2), S. 71-80.
  • Middleton, B., Arendt, J., & Stone, B. M. (1997). Complex effects of melatonin on human circadian rhythms in constant dim light. Journal of Biological Rhythms, 12(5), S. 467-477.
  • Ralph, M. R., Foster, R. G., Davis, F. C., & Menaker, M. (1990). Transplanted suprachiasmatic nucleus determines circadian period. Science, 247(4945), S. 975.
  • Kalmbach, D. A., Schneider, L. D., Cheung, J., Bertrand, S. J., Kariharan, T., Pack, A. I., & Gehrman, P. R. (2016). Genetic Basis of Chronotype in Humans: Insights From Three Landmark GWAS. Sleep, 40(2).
  • Randler, C. (2016). Chronotype in children and adolescents. Somnologie, 20(3), S. 166-171.
  • Zerbini, G., & Merrow, M. (2017). Time to learn: How chronotype impacts education. Psych J, 6(4), S. 263-276.
  • Roberts, R. D., & Kyllonen, P. C. (1999). Morningness–eveningness and intelligence: early to bed, early to rise will likely make you anything but wise! Personality and Individual Differences, 27(6), S. 1123-1133.
  • Hublin, C., & Kaprio, J. (2023). Chronotype and mortality - a 37-year follow-up study in Finnish adults. Chronobiology International, S. 1-9.
  • Biller, A. M., Molenda, C., Obster, F., Zerbini, G., Förtsch, C., Roenneberg, T., & Winnebeck, E. C. (2022). A 4-year longitudinal study investigating the relationship between flexible school starts and grades. Sci Rep, 12(1), S. 3178.
  • Facer-Childs, E. R., Boiling, S., & Balanos, G. M. (2018). The effects of time of day and chronotype on cognitive and physical performance in healthy volunteers. Sports Med Open, 4(1), S. 47.