In einer reinen Zweck-WG sparen wir zwar Geld, leben aber meist getrennt nebeneinander her. Wer mehr will, sollte die Onlineplattform Wohnsinn besuchen. Sie vermittelt WGs, in denen Menschen mit und ohne Behinderung zusammenleben.
Couchecke mit Fernseher, Fußball-Kicker, Gemeinschaftsbereich und ein Dienstplan. Klar, klingt nach einer typischen WG in Deutschland. Wer allerdings seine Mitbewohner laut Dienstplan beim Duschen oder beim Wäsche waschen unterstützt, ist Mitglied einer neuen Form des gemeinschaftlichen Zusammenlebens.
Wohnsinn im wahrsten Sinne des Wortes
Tobias Polsfuß wohnt seit fünf Jahren in einer solchen integrativen WG, die Menschen mit und ohne Behinderung unter einem Dach vereint. Davon ist er so begeistert, dass er die Online-Plattform „Wohn:sinn“ gegründet hat. Hier können Leute aus WGs, in denen Inklusion tatsächlich gelebt wird, über ihre positiven Erfahrungen und ein sinnvolles Zusammenleben berichten.
"Die Vision ist, dass es irgendwann überall ein vielfältiges Angebot an inklusiven Wohnformen gibt.“
Eine Wohnbörse in Form einer Deutschlandkarte gibt Auskunft über freie WG-Plätze, Freiwilligendiensten und Jobs in inklusiven WGs. In der WG von Tobias leben fünf Menschen mit und vier ohne Behinderung. An sieben Tagen im Monat übt er eine Art sozialen Dienst aus, hilft und unterstützt seine Mitbewohner und lebt dafür mietfrei mit ihnen zusammen.
Eine integrative WG ähnelt einer Familie
Auch Vroni und Neville leben ohne Behinderung in der inklusiven WG, dessen Konzept ihnen vorher vollkommen unbekannt war. Neville hatte auch keine Vorkenntnisse im Bereich Pflege oder im Umgang mit behinderten Menschen.
“Es ist einfach viel familiärer, keine Zweck-WG. Wir unternehmen sehr viel zusammen, das ist in anderen WGs einfach nicht so.“
Laut Initiator Tobias muss die Chemie zwischen allen Beteiligten passen. Aus diesem Grund führen die Verantwortlichen sehr strenge Castings durch, bei denen oft aus 120 Bewerberinnen und Bewerbern die passende Mitbewohnerin oder Mitbewohner herausgefiltert werden muss. Dafür würden sich alle in einer inklusiven WG viel besser gegenseitig kennenlernen als in anderen WGs.