Selbstdiagnose mit der Suchmaschine: für Ärzte ein Problem und für Patienten die Lösung? Das haben wir eine Ärztin gefragt, die sich beruflich mit den Veränderungen des Arztberufs beschäftigt.
Patienten, die sich bei Google schon selbst diagnostiziert haben, sollten eigentlich nicht zum Arzt gehen. Die Journalistin Nicole Diekmann verbreitete das Foto eines Aushangs mit diesem Inhalt aus einer Arztpraxis. Das Schild könnt ihr in dem folgenden Tweet sehen.
Auf unserer Facebook-Seite wird das Posting diskutiert. Beim Arztbesuch wird man häufig nicht ernst genommen. Auch wegen des Zeitdrucks in den Praxen müsse man sich vorher informieren, meinen die einen. Die Gegenseite ist der Ansicht, dass kein Spezialist sich gerne von einem Laien sein Fachgebiet erklären lässt.
Selbstdiagnose als Problem
Über die Online-Selbstdiagnose haben wir mit Anja Bittner gesprochen. Sie ist selbst Ärztin und Gründerin von Dr. Next. Das Unternehmen forscht und berät zum Arztberuf der Zukunft. Dort erarbeitet Anja Bittner gerade Handlungsempfehlungen – genau zu diesem Thema.
Den Aushang in der Arztpraxis findet sie nicht besonders gelungen. Ärzte sollten grundsätzlich unterstützen, dass sich ihre Patienten informieren.
"Dieses Schild fand ich auch unglücklich. Es ist wichtig, dass man Wertschätzung dafür zeigt, dass der Patient sich selbstständig informiert hat."
Problematisch findet Anja Bittner, wenn Patienten schon mit einer fertigen Diagnose zum Arzt kommen und eigentlich nur ein bestimmtes Rezept abholen möchten.
"Wenn ich zum Arzt gehe und erwarte, dass er mir ein Rezept ausstellt für eine Diagnose, die ich selbst gefunden habe, dann muss ich davon ausgehen, dass er dem negativ gegenübersteht."
Anja Bittner empfiehlt Informationsquellen, die werbefrei sind. Sie hat zwei konkrete Empfehlungen, wo ihr euch unabhängig informieren könnt.
- gesundheitsinformation.de | Stiftung für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen
- patienten-information.de | Ärztliches Zentrum für Qualität in der Medizin (GbR)
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