Hannah Kerschbaumer verliert jung bei einem Unfall einen Teil ihres Fußes. Eine Zeit lang spielt ihre Behinderung keine Rolle. Doch im Teenageralter ändert sich das, sie wird gemobbt.
Durch einen Rasenmäher-Unfall verliert Hannah als Kind ihren Vorderfuß. Seitdem hat sie dort einen Stumpf, den sie mit einer Hand, die zur Faust geballt ist, vergleicht. "Als junges Kind nimmt man das an und sagt okay, mir fehlt jetzt ein Fuß. Was soll es?", erinnert sich Hannah. Doch als sie ins Teenageralter kommt, ändert sich der Umgang mit ihrer
Behinderung. Hannah erzählt, dass sie beginnt, sich unwohl zu fühlen.
"Als Teenager fühlt man sich oftmals so oder so unsicher mit dem Körper. Wenn man dazu noch einen deutlich sichtbaren Makel hat, ist es nicht einfach."
Als Hannah sie die Schule wechselt, wird sie gehänselt. "Ich wurde aufgrund meines Körpers gemobbt und ausgeschlossen", sagt sie.
Der Hass gegen ihren Körper führt zu einer Essstörung
In dieser Zeit hätten Menschen wie Nicole Richie, Paris Hilton oder die Kandidatinnen von "Germany's Next Topmodel" ihr Schönheitsideal bestimmt. "Ich habe mich damals wirklich gehasst. Ich habe meinen Körper gehasst, ich fand alles an mir schrecklich. Ich wollte nicht nur einen Fuß haben", sagt Hannah. All das führt dazu, dass sie eine Essstörung bekam.
Auch ihre ersten Erfahrungen mit Männern in dieser Zeit beschreibt Hannah als "nicht immer positiv". Ein Date ist ihr besonders in Erinnerung geblieben. Denn heute betrachtet sie diese Verabredung als eine Art Wendepunkt in ihrem Leben.
"Er hat das Date abgebrochen, weil er nicht mit einer behinderten Frau zusammen sein möchte, weil ich keine High Heels tragen kann."
Hannah lernt damals über eine Dating-App einen Mann kennen. Doch als sie ihm beim ersten Treffen von ihrer Behinderung erzählt, steht dieser auf und geht – weil er, wie er sagt, keine Beziehung mit einer behinderten Frau, die keine High Heels tragen könne, haben wolle.
Heute geht Hannah offen mit ihrem Handicap um
Hannah erkennt, dass es falsch ist, sich selbst zu verurteilen: "Das ist sehr hängen geblieben. Weil ich da festgestellt habe: Das liegt nicht an mir. So ist dieser Typ einfach. Ich kann es diesen Menschen nicht recht machen."
"Ich habe immer einen Fehler bei mir gesucht. Ich habe meinen Körper dafür verurteilt, wie er ist - bis zu diesem Abend."
Inzwischen ist Hannah auf Instagram erfolgreich, im Fernsehen war sie als "Bachelor"-Kandidatin zu sehen. Sie zeigt ihre Fußprothese und geht offen mit ihrem Handicap um. Und sie reduziert sich nicht mehr darauf, nur einen Fuß zu haben. Zwar seien nicht alle Social-Media-Reaktionen immer positiv, doch nur noch selten treffe sie eine negative Nachricht wirklich hart.
Für ihre Follower*innen hat Hannah eine Botschaft: "Ich will, dass sie sich in ihrer Haut gut fühlen und begreifen, dass es immer zwei Seiten gibt. Die perfekte mediale Scheinwelt und das wahre Leben. Sobald sich auch nur ein Mensch gut fühlt, bin ich schon happy."
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Lasst euch helfen!
Wenn ihr an einer Essstörung leidet oder ein lieber Mensch oder Familienmitglied daran erkrankt ist, könnt ihr euch an verschiedene Beratungsstellen wenden. Eine Auswahl:
- Waage e.V. – Fachzentrum für Essstörungen in Hamburg
- Therapienetz Essstörung
- Cinderella e.V.
- Viele Informationen rund um das Thema findet ihr außerdem auf der Website der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA).
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