Überschwemmungen, Erdbeben und täglicher Stau auf den Straßen – die indonesische Regierung will Jakarta verlassen und den Regierungssitz auf die Insel Borneo verlagern. Auch der Titel "Hauptstadt" soll umziehen. Bei der Bevölkerung löst das unterschiedliche Gefühle aus.
Der Plan ist nicht ganz neu: Der Regierungssitz in Indonesien soll von Jakarta nach Borneo verlegt werden und auch die Hauptstadt soll quasi dorthin ziehen. Präsident Joko Widodo treibt diesen Plan jetzt voran, den vor ihm schon sechs andere Präsidenten hatten.
Jakarta sinkt immer weiter ab
Die Idee des Umzugs ist nachvollziehbar: Die Stadt Jakarta auf der Insel Java wird regelmäßig überschwemmt und es gibt Erdbeben. Die Stadt, in der 30 Millionen Menschen leben, sinkt jedes Jahr 25 Zentimeter ab, und schon jetzt liegt sie an vielen Stellen unter dem Meeresspiegel.
Verkehrskollaps legt Wirtschaft lahm
Hinzu kommt der tägliche Verkehrskollaps. Die Menschen in Jakarta stehen jeden Tag stundenlang im Stau, berichtet Lena Bodewein, unsere Korrespondentin für die Region. Wirtschaftsexperten schätzen, dass allein dieser Stillstand einen wirtschaftlichen Schaden in Milliardenhöhe verursacht.
Regierungswechsel löst gemischte Gefühle aus
Die Menschen sehen die Umzugspläne ihres Präsidenten mit gemischten Gefühlen. Lena Bodewein berichtet, dass es viele gibt, die es befürworten, dass Joko Widodo den Regierungswechsel vorantreibt. Vor allem auch, weil Jakarta nur ein vergleichsweise kleiner Fleck eines riesigen Landes ist, das sich in großen Teilen nicht repräsentiert fühlt.
Andere reagieren etwas gedämpfter – zum einen, weil der Umzug erst für 2034 geplant ist, also zu einer Zeit, wo die Präsidentschaft von Widodo schon wieder endet, zum anderen, weil sie sagen: Wir sagen erst etwas dazu, wenn es fertig ist. Sie scheinen also Zweifel zu haben.
Indonesien kann sich den Umzug leisten
Der Wechsel von Regierung und Hauptstadt von Jakarta nach Borneo wird teuer werden. So viel ist klar. Derzeit rechnet man mit Kosten von rund 30 Milliarden Euro. Wenn man sich anschaut, dass viele Menschen sehr arm, in Slums leben, fragt man sich: Kann sich Indonesien so etwas überhaupt leisten.
Lena Bodewein stellt klar, dass Indonesien als Land, das zu den G20 – also den führenden Wirtschaftsnationen – gehört, durchaus Geld hat. Unter anderem würden jetzt aber auch schon Regierungsgebäude in Jakarta verkauft um die neue Stadt auf Borneo zu finanzieren.
Ziel: Moderne, futuristische Waldstadt auf Borneo
Um überhaupt nach Borneo ziehen zu können, muss noch viel gebaut werden. Borneo ist eine der größten Inseln der Welt, mit viel Natur und einer der letzten Orte, in denen Orang-Utans leben. Die Affen sind zwar geschützt, werden derzeit aber trotzdem gejagt oder vertrieben. Vor allem wegen Plamöl.
"Die Leute, die auf Borneo wohnen, wissen gar nicht, ob sie das so gut finden, dass die Hauptstadt dort hin zieht."
Die Menschen in der Stadt, wo die Regierung hinziehen will, sind skeptisch. "Bisher betrachten sie sich als kleine verschlafene Stadt", sagt Lena Bodewein. Damit wäre es aber vorbei, wenn Baulöwen kommen und dort alles platt machen.
Sie fürchten, dass Politiker und Bauunternehmer keine Rücksicht auf die Natur nehmen und viel kaputt machen. Von der anderen Seite heißt es aber, es solle eine moderne, futuristische Waldstadt werden. Mann passe schon auf.