Rund alle 20 Minuten wird in Indien eine Frau vergewaltigt. Die soziale Ächtung der Opfer ist massiv. Viele trauen sich daher nicht, die Täter anzuzeigen. Yusuf Omar bietet Frauen seinen Snapchat-Kanal an, um darüber zu sprechen.
Selten werden Vergewaltiger in Indien angezeigt. Oft suchen sie sich Frauen und Kinder aus der Kaste der Dalit - einer sozial niedrig gestellten Gruppe, die diskriminiert und verfolgt wird. Die Opfer werden eingeschüchtert oft im Abstand von mehreren Jahren mehrfach vergewaltigt. Und auch die Angehörigen der Frauen werden bedroht.
"I was five years old when it happened. They locked me in a room, tortured me and made me do a lot of work."
Frauen in Indien werden immer wieder Opfer von Gewalttaten, weil die Täter in vielen Fällen nicht zur Rechenschaft gezogen werden, wenn sie einer höher gestellten Kaste angehören. Ein besonders brutaler Fall einer Gruppenvergewaltigung in Delhi hatte 2012 weltweit Aufsehen erregt und wochenlange Proteste in Indien ausgelöst.
Yusuf Omar arbeitet für die Hindustan Times. Seine Spezialität: Reportagen mit Snapchat zu filmen. Er wollte Vergewaltigungsopfer die Angst davor nehmen, über die Gewalttat zu sprechen, die ihnen angetan wurde. Zum einen, wollte er sie davor schützen, bedroht oder geächtet werden. Zum anderen wollte er ihnen helfen, ihre Scham zu überwinden.
"We are entering a time where there are more Perspectives, more Voices, more Opinions, more Angles on every story than ever before."
Er hatte die Idee, die Videos per Snapchat aufzuzeichnen. Die Frauen waren damit in der Lage alleine in einem Raum darüber zu sprechen, ohne dass ein Kameramann und ein Journalist anwesend sein müsste.
Auch können die Frauen bei Snapchat Filter verwenden, um ihr Gesicht unkenntlich zu machen. Yusuf Omar entschied sich für einen Filter, der einen Feuer spuckenden Drachen zeigt. Das gute dabei: Die Augen und die Mimik der Frau sind trotzdem noch zu erkennen, sodass der Zuschauer trotz der Verfremdung einen authentischen Eindruck erhält.
Selfie-Journalismus als Format der Zukunft
Yusuf Omar nutzt eigene Snapchat-Videos bei seinen Reportagen. Beispielsweise, als er in der Region Punjab gefilmt hat, wie leicht es ist, an Kokain heranzukommen. Zurzeit bildet Yusuf Omar seine Kollegen bei der Hindustan Times - das sind rund 750 Mitarbeiter - zu mobilen Reportern aus.