In Katar war Stephanie Doetzer als Europäerin plötzlich Teil einer kleinen Oberschicht, die sich rund um die Uhr von einem Heer von pakistanischen Teaboys, Putzteams, Fahrern oder Tütenpackern im Supermarkt bedienen lässt. Damit wollte sie sich nicht abfinden.
Im Mini-Emirat Katar leben knapp über zwei Millionen Menschen. Davon sind weniger als zehn Prozent Einheimische, alle anderen sind Ausländer. Sei es der Bauarbeiter aus Bangladesh, der Amerikaner im Erdgas-Business oder das philippinische Hausmädchen.
"Katar ist ziemlich speziell. Man wohnt irgendwo in der Wüste, aber man hat das Gefühl: Der ganze Rest der Welt ist auch gerade da."
Der Bevölkerungsmix spiegelt die globalen Hierarchieverhältnisse: Amerikaner und Europäer leben ein Luxusleben als Expats. Araber und Inder spalten sich je nach Herkunft in reich oder arm - und fast alle anderen Asiaten schuften für mickrige Monatsgehälter, mit denen sie die Verwandtschaft in Nepal oder Indonesien unterstützen.
"Die Bewohner von Katar spalten sich in jene, die bedienen - und diejenigen, die sich bedienen lassen. Das ist ziemlich furchtbar. Und gleichzeitig eine Fundgrube für interkulturelle Slapstick-Comedy.”
Während der drei Jahre in Doha hat Stephanie dann langsam begriffen, was europäisches Lebensgefühl ausmacht - und wie viel es mit Temperaturempfinden und wiederverwertbaren Tragetaschen zu tun hat. An der Supermarktkasse in Katar gilt nämlich: Das Servicepersonal packt den Einkauf in so viele Plastiktüten wie möglich ein - damit der Kunde das Gefühl hat, möglichst viel für sein Geld bekommen zu haben.
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