Nachts sehr kalt, tags sehr heiß und überall Sand. Das sind die gängigen Klischees zur Wüste. Michael Martin weiß es besser. Er bereist seit Jahren die Wüsten der Erde.
Michael Martin ist Fotograf, Referent, Abenteurer und Geograf. Der Münchner hat sich auf Wüsten spezialisiert und in den letzten 35 Jahren über 200 Reisen in die Extremzonen der Erde unternommen.
Langweilig ist ihm dabei nicht geworden, sagt er. Vor 30 Jahren war es die Wüste, die gefährlich war, heute sei es oft die Sicherheitslage. Dabei wären Reisende in der Wüste grundsätzlich gut damit beschäftigt, ihren Alltag zu organisieren. Dazu gehört, die Richtung zu halten, einen Lagerplatz zu suchen, gegebenenfalls mal ein Fahrzeug freizuschaufeln, Feuerholz zu sammeln und zu kochen.
"Das Reisen in der Wüste ist bis heute ein Abenteuer geblieben."
Die Erde – ein Wüstenplanet
Die Erde sei ein blauer Planet: Rund 70 Prozent der Oberfläche sind von Ozeane bedeckt. Aber rund 25 Prozent der Landoberfläche sind Wüsten oder Halbwüsten. Die Erde sei deshalb auch ein Wüstenplanet. Allein die Sahara sei bereits etwa 25-mal so groß wie Deutschland. Diese Wüste kenne er seit seiner Teenagerzeit.
"Ich bin so viel unterwegs gewesen. Als 17-Jähriger bin ich 1981 mit dem Mofa bis an den Rand der Sahara gefahren. Mit 18 rein in die Sahara."
Für ihn ist die Sahara auch deswegen die Königin der Wüsten, weil dort alle Landschaftsformen vorkommen: Sandwüste, Geröllwüsten, Gebirgswüste, Kieswüste und verschiedene Nomadenkulturen. Obwohl die Gegensätze in der Topographie auf der Hand liegen, sei für ihn das Reisen in Wüsten gut mit dem Bergsteigen vergleichbar. Es komme dabei auch auf die Mischung aus Erfahrung, Ausrüstung und die Auswahl der Route an.
Wenige Reize, viel wahrnehmen
In der Wüste herrsche relative Reizarmut – bei Gerüchen und auch akustisch. Der Wind sei dort mehr oder weniger geräuschlos. Erst bei einem der sehr seltenen Sandstürme höre man die Luftbewegung. Am ehesten nehme man in der Wüste noch den eigenen Blutkreislauf akustisch war, sagt Michael Martin.
"Was man am ehesten hört, ist das Pochen des Blutes im eigenen Ohr."
Michael Martin bedauert, dass die Sahara in weiten Teilen heute gefährlich geworden sei und nicht mehr bereist werden könne, weil Entführung, Anschläge drohten oder bürgerkriegsähnliche Zustände herrschten.
Noch könne man aber an die Ränder der Sahara fahren: in den Süden Marokkos oder nach Tunesien. Für Michael Martin sind das keine richtigen Saharaländer. In den Niger zu fahren, nach Algerien oder in weite Teile Malis sei schlichtweg unmöglich. Die Sicherheitslage hat sich dort so verschlechtert, dass auch das Auswärtige Amt vor Reisen in diese Staaten warnt.
"Nach Mali oder Niger fahren. Das macht man nicht. Das ist einfach gefährlich."
Die Gefahr durch Tiere werde hingegen oft überschätzt. Michael Martin sagt, dass er bei seinen vielen Wüstenreisen vier Schlangen und drei Skorpione gesehen habe. Grundsätzlich sei auch Sand eher die Ausnahme in der Wüste. Die Geröll- und die Kieswüste seien hingegen die Regel.
Als Einsteigerwüste sieht er am ehesten die Namib-Wüste. Sie sei von der Größe her überschaubar, habe eine gute Infrastruktur an den Pisten wie Mietwagen und Unterkünfte. Es gebe keine Tropenkrankheiten und die Sicherheitslage sei einigermaßen stabil.
"Nur Mut, die Wüsten sind nicht lebensgefährlich, wenn man sich richtig verhält und zur richtigen Jahreszeit unterwegs ist. Mein Tipp: Unbedingt in den jeweiligen Wintermonaten in die Wüsten reisen."