Florian Schwing macht im Juni 2020 sein Staatsexamen für Sportlehrer. Aber seine analoge Theorieprüfung geht verloren – irgendwie. Jetzt soll er noch mal ran. Tobias Krone, Dlf-Korrespondent in Bayern, hat mit ihm gesprochen.
Florian Schwing ist im Urlaub. Seit er im Juni in Bayern sein Staatsexamen für Sportlehrer abgelegt hat, sind zwei Monate vergangen. Er macht eine Fahrradtour, als sein Smartphone klingelt. Das bayerische Kultusministerium ist dran: Leider sei seine Theorieprüfung verloren gegangen. Man wisse nicht, wo sein Examen sei.
"Die Aussage war: Sie finden meine Prüfung leider nicht mehr. Dann habe ich erst mal gestutzt und gezittert. Ich habe nicht mehr gewusst, wo mir der Kopf steht. Ich war wirklich sprachlos."
Für Florian Schwing heißt das, er muss noch mal ran. Er soll – beziehungsweise "darf" – die theoretische Prüfung erneut ablegen, ansonsten bekommt er eine Sechs. Die Note hätte er auch bekommen, wenn er zur Prüfung gar nicht angetreten sei.
Florian Schwing wird die Prüfung noch mal ablegen. "Du brauchst gute Noten, um nach dem Referendariat auch festangestellter Lehrer mit Beamtenstatus zu werden", sagt unser Bayern-Korrespondent Tobias Krone. Das heißt: Florian Schwing büffelt wieder – und zwar neben seinem Referendariat. Damit durfte er immerhin starten, auch ohne fertiges Examen.
Prüfungsordnung: Keine Regeln zu verschwundene Examen
Nicht nur die Prüfung von Florian Schwing ist weg, sondern auch die von 15 weiteren Lehramtsstudierenden. "Die hatten das gleiche Pech", sagt Tobias Krone. Im Kultusministerium erhält unser Korrespondent keine Antwort darauf, wie man auf diese "Lösung" gekommen ist, dass die betroffenen Studierenden nochmal ihre Prüfung ablegen sollen. Denn in der Prüfungsordnung gibt es dafür keine Regelung, so Tobias Krone.
"In der Prüfungsordnung für Lehramtsexamen ist so ein Fall gar nicht geregelt."
Aber Florian Schwing will eine echte Lösung, falls wieder Prüfungen verloren gehen. Er startet eine Petition: Damit fordert er, dass Examen nach der Prüfung digitalisiert werden. Falls wieder Arbeiten weg sind, sollen die betroffenen Studenten und Studentinnen zumindest die Durchschnittsnote bekommen – aber keine Sechs.
So wurde es in Bremen gehandhabt. Da gingen 2017 Jura-Staatsexamen verloren: Die Studierenden konnten sich entscheiden, ob sie noch mal schreiben oder die Durchschnittsnote nehmen.
"In Bremen konnten sich Studierende entscheiden, ob sie noch mal schreiben und der Durchschnittsnote."
Der Kultusminister in Bayern will sich zur Petition von Florian Schwing bislang nicht äußern, so Tobias Krone. Aber sein Sprecher sagt, dass er sich die Forderungen anschauen will.
Das Ministerium nennt bislang auch keine Verantwortlichen für das Verschwinden der Prüfungen. "Über die Hälfte dieser Prüfungen sind auf dem Weg mit der Post zu den Profs verloren gegangen, die das korrigieren sollten", sagt Tobias Krone. Das zumindest hat ihm der Sprecher des Kultusministeriums geschrieben.