Die US-Version von Pinterest zensiert Informationen zum Thema Impfen. Pinterest, soziales Netzwerk und visuelle Suchmaschine, reagiert damit auf den Streit zwischen Impfbefürwortern und -kritikern, der seit Jahren im Netz ausgetragen wird.
Wenn Impfbefürworter und Impfkritiker aufeinandertreffen, ist eine Verständigung fast unmöglich. Beide Seiten stehen sich unversöhnlich gegenüber. Weil die Anfeindungen vor allem online ausgetragen werden, zieht Pinterest jetzt die Reißleine, berichtet Deutschlandfunk-Nova-Netzreporter Andreas Noll.
Impf-Inhalte bleiben online
Egal, ob Amerikaner bei Pinterest nach "Impfen und Schäden" oder "Impfen und Kinderarzt" suchen – Treffer sind Fehlanzeige. Die Seiten mit den Impf-Inhalten bleiben allerdings online, sind nur eben nicht über die Pinterest-Suche zu finden.
"Das Interessante dabei: Die Inhalte zum Impfen sind weiter verfügbar, aber eben nicht über die Pinterest-Suche."
Pinterest ist scheinbar der Meinung ist, dass viele der prominent platzierten Treffer nicht dem Stand der aktuellen Forschung entsprechen. Konkret heißt das: Sie sind besonders impfkritisch – und Pinterest möchte diese Haltung offensichtlich nicht verbreiten. Auch zu einigen alternartiven Krebstherapien wird die Suche bei Pinterest manipuliert.
Suchergebnisblockade nur in der US-Version
Die deutsche Pinterest-Version nimmt diese Zensur nicht vor. Unser Netzreporter hat das ausprobiert und in die Suche einfach mal "Impfungen" eingegeben. Der erste Treffer, der ihm angezeigt wurde, lautete "Bevölkerungsreduzierung durch Impfungen". Dort liest man dann Sätze wie: "Die sogenannte globale Elite hat gegen die Bevölkerung der Erde eine weltweite Operation ins Leben gerufen um sie zu reduzieren und ihre Fruchtbarkeit zu kontrollieren, dazu veränderte man Impfungen und sogar Lebensmittel."
So etwas zu verbreiten, kann natürlich nicht im Interesse eines seriösen sozialen Netzwerks sein, sagt Andreas Noll. Das Technikportal The Verge bescheinigt Pinterest ein großes Verantwortungsbewusstsein. Das Blocken der Suchergebnisse sei genau der richtige Schritt.
Kritik an der Macht der Tech-Unternehmen
Trotzdem betreibt Pinterest natürlich Zensur, wenn sie die Suche blockieren. Dagegen gibt es auch kritische Stimmen in den USA: Das Wall Street Journal sieht hier etwa die Macht der Tech-Unternehmen bestätigt, die Diskussion von heiklen Themen zu zensieren. Anderseits klagen Politiker immer wieder darüber, dass Google, Facebook und Twitter den Impfgegnern weiterhin eine Bühne geben. Das sei schlecht für die öffentliche Gesundheit. Allerdings denkt offenbar gerade auch Facebook darüber nach, die Präsenz von Impfkritikern auf der Plattform einzuschränken, schreibt Engadget.
"Pinterest übernimmt inhaltliche Verantwortung."
Den großen Netzwerken werde immer vorgeworfen, dass sie keine inhaltliche Verantwortung übernehmen wollen. Hier mache das jetzt einer, sagt unser Netzreporter. Grundsätzlich könne ja auch jeder Pinterest-User weiterhin seine Meinung zum Impfen veröffentlichen. Er bekommt dafür lediglich eine stark reduzierte Reichweite.
Die Macht der Algorithmen
Der Eingriff in die Verbreitung von Nachrichten sei schon lange Alltag in den Sozialen Netzwerken, sagt Andreas Noll. Darüber, was wir bei Youtube, Facebook und Co. vorgesetzt bekommen, entscheiden Algorithmen.
In diesem Fall habe sich Pinterest in einer Debatte auf eine bestimmte Seite geschlagen. Das Unternehmen sagt: Die Suchergebnisse zu diesem Thema spiegeln nicht die Wirklichkeit wieder, sie sind kaputt. Man könnte also sagen: Meinungsfreiheit gibt es, aber nicht die Freiheit, die anderen auch mit dieser Meinung zu erreichen.
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