Wohnungen in Deutschland werden zu Investitionsgütern von ausländischen Unternehmern und stehen dann oft über Jahre leer, sagt die Journalistin Utta Seidenspinner.
Bei der Recherche für eine TV-Dokumentation war die Journalistin Utta Seidenspinner mit einem Makler in einem teuren Münchener Stadtteil unterwegs. Sie besichtigten gemeinsam eine Wohnung in der "wirklich grauenhafte Dinge verbaut waren: Marmorbäder, goldene Wasserhähne und Kristalllüster", sagt die Journalistin. Auf die Frage hin, wer denn so etwas kaufen würde, sagte der Makler, dass es sich bei den Käufern hauptsächlich um Russen und Araber handeln würde. Aber die Einrichtung sei egal, da die Eigentümer nach dem Kauf sowieso alles wieder rausreißen würden, erklärte der Makler der Journalistin.
"Die Käufer würden die Wohnungen vielleicht einmal im Jahr bewohnen, wenn sie zum Shoppen kommen."
Eine weitere Maklerin, mit der sich Utta Seidenspinner unterhalten hat, sagte ihr, seit im Jahre 2010 CDs mit den Namen von Steuersündern aufgetaucht seien, hätte es erst viele Selbstanzeigen von Steuerhinterziehern gegeben und im Anschluss daran hätten mehr Käufer Interesse an Mehrfamilienhäusern gezeigt.
Das seien Leute, "die vorher gar nicht im Markt waren". Interessenten, die weder die Rendite, noch der Zustand der Häuser interessiere. Die die Immobilien sozusagen "blind" kaufen würden.
Nach dem Auftauchen der "Steuer-CDs" hätten viele zahlungskräftige Menschen kein Interesse mehr daran gehabt, das Geld im Ausland "zu parken", sagt die Journalistin. Stattdessen hätten sie angefangen ihr Geld auf dem deutschen Immobilienmarkt zu investieren. Utta Seidenspinner ist sich sicher, dass hier auch "Geldwäsche" eine Rolle spielt.
"Dann habe ich ein bisschen genauer hingeschaut und festgestellt, es gibt tatsächlich relativ viele Objekte, die zentral gelegen sind, die offensichtlich gar nicht bewohnt werden."
Die große Nachfrage von Investoren, die nicht aufs Geld schauen müssen, hat die Preise auf dem Immobilienmarkt in Deutschland in den letzten Jahren in die Höhe getrieben. Das macht es Menschen, die sich vor einigen Jahren noch eine Wohnung hätten leisten können, inzwischen unmöglich Eigentum zu kaufen.
"Das sind ausländische Investoren legaler und illegaler Provenienz, würde ich jetzt mal sagen. Mit viel Geld."
Wir wissen alle, sagt die Journalistin, dass im Zuge der Finanzkrise die Schleusen geöffnet und die Zinsen immer mehr gesenkt worden seien und inzwischen gäbe es große Mengen an Geld auf dem internationalen Markt, für das Investoren verzweifelt nach Renditemöglichkeiten suchen würden. Irgendwann hätten diese Investoren den deutschen Immobilienmarkt für sich entdeckt, weil er als sehr günstig, sehr sicher und als sehr verschwiegen gelte.
Wir seien zwar das "Land der Bürokratie und das Land, das den Computer entdeckt hat, aber wir können nicht abfragen, wem unsere Immobilien gehören", sagt Utta Seidenspinner. Das sei unmöglich, weil es keine offiziellen Zahlen dazu gäbe.
Keine Transparenz mit existierenden Gesetzen
Wenn man recherchieren würde, wer der Eigentümer bestimmter Immobilien sei, müsse man sehr umständlich recherchieren und es seien in manchen Fällen viele verschiedene Firmen, die ineinander verschachtelt seien, die die Identität des eigentlichen Eigentümers verschleiern würden. Mit dem Datenschutz, der diesen Investoren zugute kommt, würde unser System Menschen schützen, die gar nicht in Deutschland leben. Um mehr Transparenz zu schaffen, müssten Gesetzesänderung her. Mit ein bisschen mehr Transparenz könnte man Zahlen sammeln und Statistiken erheben.
Das Fazit der Journalistin im Hinblick auf den Immobilienmarkt in Deutschland: "Im Moment tappen wir im Dunkeln."
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