Grillparty am Wochenende? Ein Blick in die Wetter-App sollte eigentlich genügen, um zu wissen, ob das eine gute Idee ist. Doch die Vorhersage ist in diesem Jahr besonders schwierig. Und nicht jede App ist gleich gut.

Temperatur, Luftdruck, Wind, Feuchtigkeit – für eine Wettervorhersage braucht es eine riesige Menge an verschiedenen Daten. Weil die alle miteinander in Verbindung stehen und sich schnell ändern können, ist es sehr komplex, das Wetter zu prognostizieren.

Um an diese Daten zu kommen, gibt es viele Wege: Radarstationen, Satelliten, Flugzeuge oder Wetterballons sammeln sie. Deswegen war die Wettervorhersage in den Corona-Jahren so ungenau: Es sind deutlich weniger Flugzeuge geflogen, es gab also viel weniger Daten für Wettervorhersagen.

Wechselhaftes Wetter, wechselhafte Vorhersage-Qualität

Doch die Flugzeuge sind wieder in der Luft. Warum sind Wetter-Apps in diesem Sommer dann so unzuverlässig? In den vergangenen Jahren waren die Sommer in Deutschland meist sehr stabil, sonnig und trocken. Dieses Jahr ist das aber anders.

"Wir haben diesen Sommer sehr viele wechselhafte Wetterlagen mit vielen Schauern und Gewittern. Und solche Lagen sind immer deutlich schwieriger vorhersehbar, weil wir viele kleinräumige Phänomene haben", erklärt Johannes Wefer vom Deutschen Wetterdienst, "Jede Schauerzelle ist ein Phänomen für sich."

Auf der anderen Seite lassen sich große Dürreperioden oder Dauerregen viel besser voraussagen: Je größer das Phänomen, desto besser vorhersagbar.

Vorinstallierte Wetter-Apps nutzen die günstigsten, nicht die besten Daten

Dennoch können wir etwas tun: Das fängt mit der richtigen Wetter-App an. Denn viele vorinstallierte Wetter-Apps auf unseren Smartphones nutzen US-amerikanische Daten und Modelle. Die passen aber nicht immer zu den Wetterveränderungen in Deutschland. Es ist also sinnvoll, sich eine App herunterzuladen, die deutsche Daten verwendet, so wie die App des Deutschen Wetterdienstes, die zumindest in der Basic-Version kostenlos ist.

Ein zweiter Faktor ist die Qualität der Daten. Vorinstallierte Apps nutzen nicht die besten, sondern oft die günstigsten Datenpakete, erklärt Johannes Wefer vom Deutschen Wetterdienst.

Kein Verlass aufs Regenradar

Aber auch die besten Daten nutzen wenig, wenn wir die Vorhersage gar nicht verstehen. 20 Prozent Regenwahrscheinlichkeit – das heißt, dass die Wahrscheinlichkeit, dass irgendwann im Laufe des Tages Regen fällt, bei 20 Prozent liegt.

"Wenn es irgendwann nur fünf Minuten regnet, dann hat es geregnet, dann ist das erfüllt. Das sagt nichts darüber aus, wie lange der Regen andauert oder wie intensiv er ist", sagt Johannes Wefer. Wo und wie viel genau es regnet, kann man immer nur ein paar Stunden vorher zuverlässig vorhersagen.

"Wetter ist ein chaotisches System. Da gibt es so viele Prozesse, die da mit reinspielen, die wir nicht alle genau erfassen können."
Johannes Wefer, Deutscher Wetterdienst

Ob die Grillparty je nach Regen um 18 oder um 19 Uhr starten soll, auch das können Wetter-Apps Tage vorher nicht sagen. "Die Apps gaukeln uns vor, dass sie sehr genau sind. Das ist aber nicht der Fall. Das sind bestenfalls Prognosen", erklärt Jana Niehof, Deutschlandfunk-Nova-Reporterin.

Auch beim Regenradar können wir uns nicht darauf verlassen, dass der Schauer jetzt wirklich knapp an uns vorbeizieht, so wie es eingezeichnet ist. Denn: "Wetter ist ein chaotisches System. Da gibt es so viele Prozesse, die da mit reinspielen, die wir nicht alle genau erfassen können", fasst Johannes Wefer vom Deutschen Wetterdienst zusammen.

Shownotes
Im Regen stehen
Warum Wetter-Apps diesen Sommer so unzuverlässig sind
vom 06. August 2024
Moderation: 
Till Haase, Sebastian Sonntag
Gesprächspartnerin: 
Jana Niehof, Deutschlandfunk-Nova-Reporterin