Wer sich im Internet den neuesten Kinofilm ansehen will, landet schnell über Pop-Up-Fenster oder YouTube-Videos auf illegalen Streaming-Portalen. Das kann ziemlich teuer werden. Denn viele der Seiten, die solche Dienste anbieten sind gefälscht und zocken ihre User ab. Wer in die Falle tappt, sollte vor allem eines tun: die Zahlungsforderungen ignorieren.
Für viele ist es ein verlockendes Angebot: alle Filme kostenlos streamen – erforderlich ist nur eine Anmeldung mit Name, Adresse und Telefonnummer. Doch genau dann ist in den meisten Fällen Schluss. Viele der illegalen Streaming-Portale sind gefälscht und lösen ihre Versprechen nicht ein.
Rechnungen über 400 Euro
Ein paar Tage später flattert dann aber trotzdem eine Rechnung in das Mail-Postfach. "Darin heißt es dann, du hast ein Abo abgeschlossen und musst 400 Euro zahlen", sagt Deutschlandfunk-Nova-Reporter Nico Rau. Der Trick: Bei der Registrierung ist von einem zahlungspflichtigen Abo nirgendwo die Rede.
"Ruft man die Seite der Streaming-Portale dagegen direkt auf, wird auffällig auf die Zahlungspflicht hingewiesen. Es wird also mit verschiedenen Unterseiten gearbeitet – so wollen die Betrüger die Nutzer verunsichern."
Das ist nur der Fall, wenn ein Nutzer auf den Link in der Rechnungsmail klickt oder die Seite direkt in den Browser eingibt. Dann steht auffällig auf der Seite: Fünf Tage kostenlos, wer dann nicht kündigt, schließt ein Jahresabo ab. Es wird also mit mehreren Seiten gearbeitet – das soll die Nutzerinnen verunsichern, sagt Sabrina Wagner von der Verbraucherzentrale.
Inkasso-Unternehmen gibt es nicht
Darauf folgen meist weitere Emails von angeblichen Inkasso-Dienstleistern, die das Geld eintreiben wollen. In manchen Fällen melden sie sich sogar per Telefon, sagt Nico Rau. Aber: Diese Inkasso-Unternehmen gibt es nicht, auch die sind nur gefaked.
"Nicht einschüchtern lassen und vor allem: nicht bezahlen!"
Wer in die Falle tappt, sollte sich nicht einschüchtern lassen und der Forderung per Telefon oder Email widersprechen. Wichtig: Auf jeden Fall bei der Polizei anzeigen – das geht online. Wer sich unsicher ist, kann auch auf die Informationen der Verbraucherzentrale zugreifen.
Hunderte illegaler Seiten sind bekannt
Denn die Zahl der gefälschten Streaming-Seiten nimmt zu. Der Verbraucherzentrale und der Polizei sind bisher rund 550 betrügerische Internetadressen bekannt. Viele davon sind zwar schon wieder inaktiv, wöchentlich kommen aber jede Menge dazu, sagt Nico Rau. Oft ein Indiz: Die Seiten enden mit den Wörtern "flix", "play" oder "stream".
Die heißen dann etwa: appleflix.de, gadaflix.de oder kinostream.org. Hinzu kommt, dass sie nicht nur ähnlich heißen, sondern auch ähnlich aussehen. Oft ändert sich nur das Logo oder der Name. Die sehen alle sehr ähnlich aus, nur Logo und Name ändern sich.
"In Aufklärer-Videos geben die Betrüger eine vermeintlich rechtliche Einschätzung der Rechnungen."
Gleich bleibt aber immer: Die Rechnungen müssen nicht bezahlt werden, denn es handelt sich um einen Betrug. Einige der Betrüger gehen soweit, dass sie auf Youtube vermeintliche Aufklärer-Videos hochladen, in denen sie eine rechtliche Einschätzung abgeben, um die Nutzer so weit zu verunsichern, dass sie am Ende ihre Rechnung doch bezahlen.
Illegales Streamen wird rechtlich verfolgt
Opfer von solchen Betrügen haben nichts zu befürchten. Anders sieht es aus, wenn tatsächlich Filme illegal gestreamt werden. Jahrelang handelte es sich zwar um eine Grauzone, doch seit dem EuGH- Urteil vor drei Jahren, kann illegales Streamen rechtlich verfolgt werden, sagt Nico Rau. Bisher ist das aber immer noch die Ausnahme.
"Rund zwei Millionen Deutsche sehen regelmäßig Serien und Filme über illegale Angebote im Netz. Die legalen Anbieter kommen auf rund 17 Millionen Zuschauer."
Illegales Streamen ist trotz legaler Anbieter immer noch beliebt. Die erste Folge der finalen Staffel von Games of Thrones etwa wurde innerhalb von 24 Stunden von über 55 Millionen Nutzern illegal im Netz gestreamt. Zwei Millionen Deutsche streamen sogar regelmäßig illegal.
Legale Angebote ziehen allerdings die meisten an: 17 Millionen Deutsche ziehen es vor ihre Serien und Filme auf legalen Plattformen zu sehen.