Mit 160 km/h durch die Stadt rasen. Das klingt verrückt und ist wahnsinnig gefährlich für alle anderen Menschen, die zum gleichen Zeitpunkt unterwegs sind. Trotzdem gibt es solche Rennen immer wieder – und leider werden auch immer wieder Unbeteiligte verletzt oder getötet. Wer die Täter sind, lässt sich mittlerweile ziemlich klar sagen. Was sie von ihrem Tun abbringen könnte, bleibt allerdings kompliziert.
Wer an illegalen Rennen teilnimmt, lässt sich mittlerweile ziemlich genau beschreiben, sagt unser Reporter Martin Schütz, der zum Thema recherchiert hat. Er hat mit Jürgen Berg gesprochen. Der leitet einen speziellen Einsatztrupp bei der Kölner Polizei und trifft bei illegalen Rennen immer wieder die gleichen Täter, erzählt er: ausschließlich männlich, in der Regel zwischen 18 und 25 Jahren alt, viele Deutsche mit türkischen oder arabischen Wurzeln. Oft wohnten sie noch bei ihren Eltern und seien Geringverdiener oder arbeitslos. Die Deutsche Gesellschaft für Verkehrspsychologie kommt zu ganz ähnlichen Schlüssen, was die Täter angeht.
"Das Alter ist in der Regel 18 bis 25 Jahre. Wir haben häufig Deutsche mit türkischen und arabischen Wurzeln. Diese Menschen leben in der Regel noch in der Familie und sind Geringverdiener oder arbeitslos."
Bleibt die Frage, wie sich Geringverdiener oder Arbeitslose die Autos für ihre Rennen leisten können. Nach Beobachtungen der Kölner Polizei kommen dabei in der Regel besonders leistungsstarke Modelle der deutschen Premiumhersteller zum Einsatz. Meist handelt es sich dabei um Gebrauchtwagen, die im Schnitt rund 15.000 Euro kosten, eine Summe, die sich eventuell ansparen lässt.
"Es gibt in der Raserszene offensichtlich richtige Geschäftsmodelle, damit man mit Autos versorgt wird."
Immer wieder sind aber auch Neuwagen illegal mit hoher Geschwindigkeit in deutschen Innenstädten unterwegs. Meist Leihwagen von regulären und auch illegalen Autovermietern, erklärt Jürgen Berg von der Kölner Polizei. Ein paar Hundert Euro werden so für ein Wochenende fällig, und oft würden sich auch mehrere Täter zusammentun, um Gefährte für ihre Rennen aufzutreiben.
Was Raser dazu bringt, sich und vor allem andere mit ihrem Verhalten in Lebensgefahr zu bringen, lässt sich gar nicht so leicht beantworten. Aus Sicht von Verkehrspsychologen haben viele Raser ein Problem damit, Regeln zu akzeptieren, sagt Don DeVol, stellvertretender Bundesvorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Verkehrspsychologie. Er hat aber auch eine ganze Reihe von psychologischen Störungen bei Rasern ausgemacht – sie reichen von Problemen mit der Impulskontrolle bis zu fehlender Emotions-Regulation, von Selbstwertproblemen bis zu egozentrisch-narzisstischen Persönlichkeiten.
Völlig empathielos
Don DeVol hat außerdem beobachtet, dass viele Raser völlig empathielos seien, was sie noch gefährlicher mache. Und so kommt es eben zu Vorfällen wie in Köln, wo 2015 eine unbeteiligte Studentin bei einem Rennen überfahren wurde. Sie musste am Unfallort reanimiert werden und verstarb wenig später - all das hat den Täter überhaupt nicht interessiert. Er saß völlig teilnahmslos im Auto, erinnert sich Jürgen Berg von der Kölner Polizei. Und als Polizisten das Tatgeschehen aufnahmen und mit Sprühkreide arbeiteten, war seine größte Sorge, dass seine Reifen verschmutzt werden könnten. Genau so, wie er sich um seine Felgen sorgte, als sein Auto abgeschleppt wurde.
Aus Sicht von Jürgen Berg und auch von Verkehrspsychologen gibt es daher nur sehr wenige Mittel, um Raser von ihrem gefährlichen Tun abzubringen. Eines davon: hartes, konsequentes Vorgehen.