Der Nachname kann zu Diskussionen führen – ob bei der Hochzeit oder beim Buchstabieren am Telefon. Die Bundesregierung möchte das Namensrecht nun reformieren. Doppelnamen für beide Eheleute und Namensverschmelzungen stehen zur Debatte. Charlotte heißt Rudolf mit Nachnamen und das war vor ihrer Hochzeit ein großes Thema. Beide Partner wollten ihren Namen behalten. Und so kam es dann auch – fast.
Der eigene Nachname ist in Deutschland ein großer Teil der Identität. Sprachwissenschaftlerin Anne Rosar hat in einer Befragung herausgefunden, dass sich hierzulande viele Menschen mit ihrem Nachnamen identifizieren.
Das liegt beispielsweise daran, dass in Deutschland gesiezt wird und wir dabei über den Nachnamen kommunizieren. Außerdem wird eine Familie hier als zusammengehörig wahrgenommen, wenn Sie den gleichen Namen trägt. So hat der Nachname ebenfalls einen großen Stellenwert bei der Frage nach der eigenen Herkunft.
Nachnamen in Deutschland wichtiger als in anderen Ländern
In anderen Ländern hat der Nachname eine untergeordnete Rolle. In Schweden ist es beispielsweise so, dass die Einwohner sich über eine Personennummer für Amtswege identifizieren und sich sonst duzen, also mit dem Vornamen ansprechen.
"Wenn man heiratet, dann nimmt man den Namen des Mannes an. Macht man es nicht so, dann kann es sein, dass man sich rechtfertigen muss."
Laut einer Studie der Gesellschaft für Deutsche Sprache aus dem Jahr 2018 nahmen damals bei 75 Prozent der Paare nach der Hochzeit die Frau den Namen des Mannes an, aber in nur knapp über 6 Prozent der Eheschließungen war es umgekehrt. Der Rest der Paare wählte einen Doppelnamen für einen der Partner.
Anne Rosar hat noch eine Nachbefragung zu ihrer Nachnamen-Studie gemacht, erzählt sie. Dabei kam heraus, dass in queeren Ehen auch Nachnamen-Tendenzen zu erkennen sind: Männer, die heiraten, behalten meistens ihren eigenen Namen. Bei Frauen, die heiraten, wird häufig ein gemeinsamer Name gewählt.
Kurzer Vorname passt zum Doppelnamen
Charlotte heißt Rudolf mit Nachnamen. So wie das Rentier vom Weihnachtsmann, sagt sie lachend. Sie liebt ihren Nachnamen und verbindet damit auch die Beziehung zu ihrem verstorbenen Vater.
Charlotte und ihr Freund möchten vor der Hochzeit beide irgendwie nicht auf ihren Nachnamen verzichten. Thies und Charlotte sind Einzelkinder und die einzigen Personen in der Familie, die den Namen weitergeben könnten.
Trotzdem möchten beide auch irgendwie gerne gleich heißen. Da es keine Möglichkeit für einen gemeinsamen Doppelnamen gibt, sind die beiden Wünsche nicht vereinbar.
"Tatsächlich hat er mich beim Standesamt bei der Beantragung der Urkunde mit der Namensänderung überrascht."
Zunächst entscheiden beide deswegen, vorerst ihren eigenen Nachnamen zu behalten. Thies macht Charlotte bei der Anmeldung beim Standesamt aber ein vorzeitiges Hochzeitsgeschenk: Er entscheidet sich, nach der Hochzeit einen Doppelnamen zu tragen.
Charlotte sagt, dass sein kurzer Vorname auch phonetisch und praktisch besser für einen Doppelnamen gemacht ist. Ihr langer Vorname und der Zweitname plus ein Doppelname hätte jegliche Namensspalte gesprengt.
Männer nehmen noch selten Namen der Frau an
Marco hieß vor seiner Hochzeit Marko Wilke. Nun, eineinhalb Jahre nach der Eheschließung, ist er froh und stolz, den Namen seiner Frau zu tragen und Marco Ponader zu sein. Für Marco war der Schritt, den Namen seiner Frau anzunehmen, natürlich und logisch. Die Verbindung zu seiner eigenen Familie ist nicht so eng. Außerdem mag er selbst, dass der Name Ponader so besonders und selten ist.
"Man hat sich mal hingesetzt und ein Blatt mit Unterschriften gemacht. Und es war schon cool, sich da mal neu auszurichten."
Im Freundeskreis gab es keine negativen Reaktionen auf die Namensänderung. Und besonders Marcos Freundinnen freuten sich über den Schritt. Eine neue Unterschrift gehört auch zum Namen. Und die hat Marco schon im Vorhinein geübt und konnte damit das Kapitel Unterschreiben auch noch mal neugestalten.
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- Charlotte wollte gerne ihren Nachnamen behalten
- Marco hat den Nachnamen seiner Frau angenommen
- Anne ist Sprachwissenschaftlerin und Namensforscherin an der Uni Mainz