Burak Yilmaz ist Sozialarbeiter und hilft islamischen Jugendlichen dabei, ihre Identität zu finden. Dafür fährt er mit ihnen ausgerechnet nach Auschwitz.
Im November 2012 war Burak mit einer Gruppe islamischer Jugendlicher zum ersten Mal in Auschwitz. Das war auch für ihn eine neue Erfahrung. Gedenkstättenfahrt nennen er und seine Kollegen diese einwöchige Reise nach Polen. Sie führt ins Stammlager, nach Birkenau und nach Krakau. Es ist eine Fahrt, bei der er es vor allem um Identität geht.
"Die Auseinandersetzung mit Migrationsgeschichte findet im Geschichts-Unterricht zu wenig statt!"
Migrations-Geschichte kommt in der Schule zu kurz, findet Yilmaz. "Wir hatten einmal ein paar Jugendliche mit palästinensischen Wurzeln in der Gruppe", erzählt Burak. "Und ausgerechnet in Auschwitz treffen sie zum ersten Mal auf Israelis." Es ist eine von vielen einschneidenden Begegnungen.
Rassismuserfahrungen erschweren Identitätsbildung
Die Jugendlichen, die überwiegend Deutsche sind, erfahren zu Hause regelmäßig Rassismus: Sie werden nicht in Clubs gelassen, müssen sich doofe Sprüche anhören und können so nur schwer, eine eigene Identität aufbauen – geschweige denn ein gutes Verhältnis dazu entwickeln.
"Einfache Erklärungsmuster nerven mich!"
Die Idee für eine Gedenkstättenfahrt ist vor ein paar Jahren entstanden. An einen Schlüsselmoment erinnert sich Burak noch – als er mit den Jugendlichen debattiert hat, was es bedeutet, deutsch zu sein. "Da hat ein Jugendlicher gefragt: Warum soll ich mich für deutsche Geschichte interessieren, wenn meine Lehrer mir das Gefühl geben, dass ich kein Deutscher bin?" Eine gute Frage.
In Eine Stunde Talk erzählt Burak, wie die Idee zu dem Projekt entstanden ist, was es bei den Jugendlichen bewirkt hat und was der Inhalt seines Kühlschranks über seine Identität verrät.
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