Indiegame-Entwickler haben gute Ideen. Und die werden ihnen geklaut. Leider können sie sich kaum dagegen wehren.
"Hole IO" ist ein sehr erfolgreiches Spiel für das Smartphone. Die Grundidee: Der Spieler ist ein Loch. Und dieses Loch gleitet durch eine Stadt und verschluckt alles, was in dieses Loch hineinpasst: Ampeln, Passanten und Straßenschilder. Dann wächst das Loch und kann Autos und Wartehäuschen schlucken – bis schließlich ganze Hochhäuser dran glauben müssen. Deutschlandfunk-Nova-Reporter Thomas Ruscher ist nicht gerade begeistert. Seiner Meinung nach ist das Spiel nicht hübsch designt und ein bisschen stumpfsinnig – kurz: einfach nur ein doofes Spiel.
"Ich finde, es ist nicht wirklich unterhaltsam. Eigentlich ist es ein doofes Spiel."
Aber da gibt es noch ein anderes Problem mit "Hole IO": Die Spielidee sei dreist geklaut. Das sagt Ben Esposito aus Los Angeles, der sich für den eigentlichen Erfinder des Spieles hält. Esposito ist Indiegame-Entwickler und habe die Idee mit den Löchern schon vor etwa sechs Jahren gehabt, erzählt er. Seit fünf Jahren arbeite er an seinem Spiel mit dem Namen "Donut County".
Idee und Spielemechanik einfach in hässlich übernehmen und fertig ist das Spiel
"Donut County" habe die exakt selbe Spielmechanik wie Hole IO, vergleicht unser Reporter Thomas die beiden Spiele. Aber während das Smartphone-Spiel billig hingeklatscht sei, habe Ben Esposito sehr, sehr schöne Grafiken eingebaut, es gebe Puzzles, witzige Animationen, eine Story und so weiter. Es könnte also ein richtig gutes Spiel werden, wenn es mal fertig ist, so Thomas.
Umso ärgerlicher, dass mit Hole IO jetzt schon eine Billigkopie auf dem Markt ist. Und zwar von einer französischen Firma namens Voodoo, die sich auf Handyspiele spezialisiert hat. Darüber verärgert ist auch der Entwickler Ben Esposito. Der hatte seine Spielidee auf Computerspielmessen vorgestellt, um Werbung zu machen und daher Videos und Bilder veröffentlicht. Bei der Firma Voodoo sei generell zu beobachten, dass sie gerne Spiele veröffentliche, die sehr verdächtig an bereits existierende, sehr originelle Spielideen erinnerten, berichtet Thomas.
Es bleibt nicht beim Diebstahl von Ideen
Aber der Diebstahl geht auch über den puren Ideenklau zu einem Spiel hinaus. Thomas Ruscher hat mit dem Entwickler Stephan Hövelbrinks gesprochen. Der arbeitet seit Jahren an seinem Spiel "Deathtrash", einem Endzeitspiel à la "Mad Max", mit einer sehr eigenen, rohen Pixeloptik. Hövelbrinks sei vor ein paar Wochen auf ein Spiel aufmerksam gemacht geworden, das seinem Spiel sehr ähnlich sehe, erzählt er.
"Also die haben irgendwelche Hintergrundbilder genommen und dann umgemalt, aber man konnte es an den Farben direkt erkennen."
In diesem Fall sei offensichtlich, dass ein Entwicklerteam aus Russland seine Arbeit geklaut und veröffentlicht habe. Und zwar unter dem Namen "Fuktopia". Das sei der Name eines Ortes aus der Endzeitwelt von Stephan Hövelbrinks. Der Verkaufspreis des Spiels liege bei knapp 15 Euro. Hövelbrinks sieht davon keinen Cent. Für ihn bleibt nur, sich über das Vorgehen sehr zu ärgern.
"Ja, das hat mich furchtbar getroffen. Das ist so ein ganz komisches Gefühl."
Anzeige habe Hövelbrinks nicht erstattet, weil sie wenig Aussicht auf Erfolg habe. Und auch Ben Espositio, dem Macher des Spiels "Donut County", ergeht es ähnlich. Der nimmt die ganze Sache allerdings mit Galgenhumor. Denn für ihn sei nach der Veröffentlichung des Lochspiels und dessen großen Erfolg klar, dass es offensichtlich einen riesigen Markt für seine Idee gibt. Und irgendwann wird eben auch sein Spiel fertig sein.
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