Die Deutschen lieben Ibuprofen. Das Medikament hat in den letzten zehn Jahren eine Erfolgsgeschichte hingelegt. Ohne Risiken und Nebenwirkungen sind die Pillen deswegen noch lange nicht.
Von 2007 bis 2016 hat sich die Menge des Verkauften Ibuprofens fast verdoppelt. Mit einem Marktanteil von 57,7 Prozent liegt das Medikament vor anderen Schmerzmitteln wie Paracetamol, Aspirin oder Diclofenac. Jan-Peter Jansen ist ärztlicher Leiter im Schmerzzentrum Berlin. Er erklärt, warum Ibuprofen so erfolgreich ist: Am Wirkstoff allein könne es nicht liegen, sagt er - denn da funktionieren die gängigen Schmerzmittel relativ ähnlich.
Dafür waren aber die Ibu-Marketingexperten besonders erfolgreich, so Jansen: "Die haben in den letzten zehn Jahren einen Kindersaft platziert bekommen am Markt. Für Kinder, Ibuprofen Saft." Und dieser Saft wurde dann über die Mütter beworben.
"Die Mütter entscheiden ja, was die Kinder kriegen, und die Mütter entscheiden auch über die Hausapotheke."
Natürlich hat Ibuprofen - wie andere Schmerzmittel auch - Nebenwirkungen. Ein Blick auf den Beipackzettel verrät: Es macht sich im Magen-Darm-Bereich bemerkbar. Die empfindliche Magenschleimhaut kann geschädigt werden, Entzündungen und Blutungen können folgen. Ibuprofen kann sich, wenn es lange eingenommen wird, auch schädlich auf die Nieren auswirken.
"Wir haben Internisten, die sagen, sie hätten jede Woche einen eingeliefert bekommen, der zu viel Ibuprofen genommen hätte und mit Nierenversagen gekommen wäre."
In einer Studie, in der Daten von 55.000 Frauen analysiert worden sind, wurde mit der Einnahme von Ibuprofen ein gesteigertes Risiko für Hörverlust festgestellt.
In einer weiteren Studie untersuchten Forscher den Eingriff in den Hormonhaushalt bei Männern. Der Studienleiter David Møbjerg Kristensen sagte dazu, seine Sorge gelte der Furchtbarkeit von Männern, die das Medikament über einen langen Zeitraum nehmen. Auch das Risiko, einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erleiden, steigt durch die regelmäßige Einnahme der Pillen.
Schmerz-Ursache erkennen
Bei Menschen, die Ibuprofen zu oft einnehmen, sagt Jansen, sei das Schmerzmittel doppelt gefährlich: Zum einen wegen der Nebenwirkungen. Zum anderen, weil die Ursache des Schmerzes durch die Pillen verdeckt würde. Eine Faustregel besagt übrigens: Wer an mehr als zehn Tagen pro Monat Schmerzmittel nimmt, der sollte zum Arzt gehen und die eigentliche Ursache untersuchen lassen. Und das gilt generell.
- Wenn Pillen dein Leben bestimmen | In den USA sterben jährlich tausende Menschen an einer Überdosis Schmerzmittel. US-Präsident Trump will deshalb den "nationalen Notstand" ausrufen.
- Im Zweifel lieber zum Arzt | Heftige Kopfschmerzen, Komplikationen bei Erkältungen, starke Muskelschmerzen - im Zweifel lieber zum Arzt als selber therapieren.