Sich um seine Gesundheit zu sorgen, ist normal und sinnvoll. Aber wenn das Sorgen überhandnimmt, wird es zum Problem. Die übersteigerte Angst, krank zu werden oder zu sein, kann selbst krank machen. Dagegen kann Achtsamkeit helfen.
Sorgen haben eine nützliche Funktion, sie können uns motivieren. Wäre uns unsere Gesundheit egal, würden wir uns schließlich nicht darum kümmern. Zu viel Sorge um die Gesundheit kann uns aber schaden. Wenn die Krankheitsangst zu groß wird und Betroffene dauerhaft mögliche Krankheitssymptome an sich wahrnehmen, kann eine ernstzunehmende psychische Störung vorliegen, eine Hypochondrie.
Starke Krankheitsangst ist eine ernsthafte psychische Erkrankung
Anzeichen für Hypochondrie können etwa sein, wenn jemand extrem auf mögliche Krankheitszeichen achtet, seinen Körper ständig checkt, übermäßig im Netz zu Krankheiten recherchiert und immer wieder zu Ärzt*innen geht. Das Problem ist aber, so die Psychologin Main Huong Nguyen, "dass diese Arztbesuche nur einen Quickfix bringen. Nach dem Arztbesuch machen wir uns dann weiter Sorgen."
"Wir müssen uns dann oft rückversichern, rufen Freunde an und fragen, ob sie auch die Hautveränderung sehen. Oder wir gehen zum Arzt und glauben ihm dann nicht."
Und je mehr man sucht, desto mehr findet man. Auch Dinge, die eigentlich ganz normal sind, machen irgendwann Angst. Diese Anspannung und die Sorgen können selbst zusätzlich zu Verspannungen, Kopfschmerzen und anderen Stresssymptomen führen - ein Teufelskreis.
Starke Anzeichen für Hypochondrie? Holt euch Hilfe!
Betroffene fühlen sich dabei oft hilflos und nicht ernst genommen. Ihre Ängste können sich zu Panik steigern oder sich auf andere Gebiete jenseits der Gesundheit ausweiten. Übermäßiges Grübeln, Schlafprobleme, pessimistisches Denken – all das kann mit Hypochondrie einhergehen.
Wer vermutet, unter Hypochondrie zu leiden, sollte sich professionelle Hilfe suchen. Erster Anlaufpunkt kann etwa der Hausarzt oder die Hausärztin sein - von hier aus könnte der Weg zu einer psychotherapeutische Behandlung führen.
Erste-Hilfe-Maßnahme für Hypochonder*innen: Achtsamkeit
Aber: Auch Achtsamkeit kann helfen, zeigen Studien! Dabei, Hypochondrie vorzubeugen, aber auch dabei, Erleichterung zu bekommen, wenn ihr tatsächlich betroffen seid.
In einer Untersuchung eines Forschungsteams um die Therapeutin und Psychologin Freda McManus etwa, damals Forscherin an der Abteilung für Psychiatrie der Universität Oxford, wurden 2012 74 Probanden zufällig in zwei Gruppen eingeteilt. Die Teilnehmenden der einen Gruppe absolvierten ein achtwöchiges achtsamkeitsbasiertes Therapieprogramm (MBCT), die andere Gruppe diente als Kontrollgruppe.
Fazit: Die MCBT-Teilnehmenden litten deutlich weniger an Krankheitsangst als die der Vergleichsgruppe. Der Grund wohl: Die Proband*innen lernten dabei, in einen Erfahrungs- und Erlebnismodus zu wechseln und so Gedanken und Körperempfinden als vorübergehende Ereignisse wahrzunehmen: Jedes Gefühl - auch Angst - hat einen Anfang und ein Ende und vergeht wieder.
Und genau das können wir mit Achtsamkeit üben! Wie, das erklären Diane Hielscher und Main Huong Nguyen in dieser Achtsam-Folge.
Lass dir helfen!
Bestimmte Dinge beschäftigen dich im Moment sehr? Du hast das Gefühl, in einer Situation zu stecken, die du nicht alleine klären kannst? Du weißt nicht mehr, wie es weitergehen soll? Hier findest du einige anonyme Beratungs- und Seelsorge-Angebote.
Ihr habt Anregungen, Ideen, Themenwünsche? Dann schreibt uns gern unter achtsam@deutschlandfunknova.de