Mit der Berichterstattung über den Ukraine-Konflikt geistert ein neuer Begriff durch die Medien: Hybride Kriegsführung. Dahinter verbirgt sich eine Strategie, die Russlands Nachbarn und der Nato ziemliches Kopfzerbrechen bereiten.

Bewaffneter Konflikt oder Krieg? So richtig klar ist das nicht. Und vor allem ist nicht klar, wer da eigentlich für oder gegen wen kämpft. Russland selber wäscht seine Hände in Unschuld. Denn am Ende sind es russische Separatisten oder Soldaten ohne Hoheitsabzeichen, die ukrainische Kämpfer, Rebellen und Militärs angreifen. Begleitet wird der Konflikt von geschickter Propaganda-Arbeit - geleitet von der Regierung Putins. Was wahr ist und was nicht - so richtig ist das nicht zu durchschauen.

"Alles was da passiert, hat einen zivilen Kern. Nicht militärische Mittel werden genutzt, um zu eskalieren, sondern zivile."
Christian Mölling, Stiftung Wissenschaft und Politik

Für die Nato ist die Lage außerordentlich schwierig. Denn es lässt sich nicht richtig zuordnen, wer jetzt für welche Taten verantwortlich ist. Oder wen es jetzt zu unterstützen gilt. Es ist ein Vorgehen, das westlichen Werten zuwider läuft. Außerdem sind dem militärischen Staatenbund die Hände gebunden, denn die Soldaten der Nato können nur eingreifen, wenn es zu einem bewaffneten Angriff kommt. Da Russland aber, obwohl bei den Kämpfen russische Soldaten getötet wurden, jede Beteiligung an den Angriffen abstreitet, gibt es de facto auch keinen bewaffneten Angriff.

Besser eine zivile Lösung

Die Lösung für diesen Konflikt, sagt Christian Mölling, liegt vor allem im zivilen Bereich. Das heißt, es müssen durch vorausschauende politische Maßnahmen mögliche Angriffspunkte im Keim erstickt werden. Konkret benennt er dabei eine vorausschauende Minderheitenpolitik, eine vorausschauende Bildungspolitik und eine vorausschauende regionale Wirtschaftspolitik, damit es erst gar nicht dazu kommt, dass Menschen unzufrieden sind und sich auf Konflikte einlassen.

"Ich würde fast bezweifeln, dass die Nato die richtige Organisation ist."
Christian Mölling glaubt nicht, dass der Konflikt militärisch gelöst werden kann

Und trotzdem: Obwohl die Nato also den Konflikt so nicht lösen kann, hat sie eine wichtige Funktion. Sie stellt einen militärischen Gegenpol dar, der mächtig genug ist, um es nicht auf einen offenen Krieg ankommen zu lassen.

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Shownotes
Strategie
Der getarnte Krieg
vom 11. März 2015
Moderation: 
Verena von Keitz
Gesprächspartner: 
Christian Mölling, Stiftung Wissenschaft und Politik