Eine neue Studie kommt zum Schluss: Hunde sind nicht so intelligent, wie Frauchen oder Herrchen vielleicht denken. Ein Problem für das Zusammenleben von Mensch und Hund ist das allerdings nicht.
Hunde gelten nicht nur als "bester Freund des Menschen", sondern auch als sehr intelligent. So werden sie bestaunt, wenn sie an Tatorten Indizien erschnüffeln oder fordernd den Futternapf zu Herrchen oder Frauchen bringen, um Essen zu verlangen.
Eine große Studie hat jetzt allerdings ergeben – Hunde sind zwar intelligent, aber im Vergleich mit anderen Tieren nicht überdurchschnittlich. Friederike Range ist Verhaltensbiologin und Assistenzprofessorin am Messerli Forschungsinstituts an der Veterinärmedizinischen Universität Wien. Sie erklärt: Hunde achten zwar darauf, wie Menschen mit ihnen interagieren und verhalten sich dementsprechend – sie können aber nicht unbedingt komplizierte Schlüsse ziehen.
Hundebesitzer bewerten ihre Hunde oft als intelligent
Unser Reporter Stephan Beuting widmet sich mit diesem Wissen der Feldforschung. Im Park trifft er Hanne und ihre Hündin Jule, ein Mischling mit Dackeleinschlag. Jule fokussiert Stephan Beutings Jackentasche. Tatsächlich befindet sich in der Tasche eine Tüte Pansen. Hat Jule vielleicht ein Rascheln gehört oder die Pansen gerochen?
Dieses hündische Verhalten wirkt zwar intelligent, Friederike Range erklärt jedoch, dass hier erlerntes Verhalten oft mit Intelligenz verwechselt wird. Hunde seien gut darin, Dinge zu erlernen, sich also zum Beispiel zu merken was sie tun müssen, um eine Belohnung zu erhalten. Vielleicht kennt Jule also das Rascheln einer solchen Tüte und erinnert sich daran, dass das mit Leckerli in Verbindung steht.
"Wenn ich zum Beispiel eine Schachtel habe – in der einen ist Futter drin, in der anderen Schachtel ist kein Futter drin – ich schüttele beide, dann wissen die Wölfe, dass das Futter da drin ist, wo man was gehört hat, wogegen die Hunde keine Ahnung haben."
Jule hätte allerdings wahrscheinlich auch eine leere Tüte fokussiert, so Friederike Range, denn kausale Zusammenhänge verstünden Hunde nicht. Bei Wölfen ist das beispielsweise anders. Untersuchungen haben ergeben, dass Wölfe verstehen, dass ein Geräusch in einer geschlossenen Verpackung dafür steht, dass etwas in ihr steckt. Ein Hund erkennt das nicht.
Während Stephan Beuting sich mit Hundebesitzerin Hanne unterhält, wartet Jule geduldig neben ihnen. Zumindest interpretieren die beiden Jules Verhalten so. Friederike Range ist da skeptischer. Sie erzählt, dass Hunde zwei Drittel des Tages schlafen und deshalb solche Momente nutzen, um sich auszuruhen. Es ist also gut möglich, dass das, was wir als ruhig und geduldig interpretieren, einfach nur müde bedeutet.
Die soziale Intelligenz von Hunden lässt sich schwer messen
Dennoch, so richtig akzeptieren, dass der geliebte Hund keine Intelligenzbestie ist, fällt schwer. Besonders, wenn es um soziale Intelligenz geht, scheinen Hunde immer wieder unter Beweis zu stellen, dass sie was drauf haben. Hundebesitzer Mark erzählt Stephan Beuting, dass seine Hündin Marli, ein Münsterländermischling, Stimmungen gut erkenne, indem sie zum Beispiel nach einem Streit versuche zu trösten.
"Wenn ich mit meiner Freundin streite, dann kommt der zur geschwächten Partei, will dich trösten, hat man das Gefühl und kommt dann so angekrochen, möchte gestreichelt werden, kuscheln, einem was Gutes tun."
Irgendwie empathisch scheinen Hunde also schon zu sein. Ob das jetzt mit Intelligenz zu tun hat, ist letztendlich natürlich auch immer abhängig davon, wie man Intelligenz definiert.
Intelligent oder nicht, Hunde bleiben gute Mitbewohner. Beim WG-Casting entscheiden wir ja auch nicht unbedingt nach Intelligenz. Auch Friederike Range erklärt, dass Hunde ob nun besonders intelligent oder nicht, sehr gut mit Menschen zusammenleben können, denn "die Umgebung vom Menschen ist seine natürliche Umgebung."
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