Wenn Hunde Menschen töten, stellen sich viele Fragen: Dürfen sie weiterleben? Und wer übernimmt nach einer Resozialisation die Verantwortung für das Tier? Wir haben mit einer Hundeerzieherin gesprochen.
Innerhalb weniger Tage haben uns zwei Meldungen schockiert, wo jeweils ein Hund Menschen getötet hat. Einmal in Hannover - dort hat der Staffordshire-Terrier-Mischling Chico eine 52 Jahre alte Frau im Rollstuhl und ihren 27 Jahre alten Sohn totgebissen. Und kurz darauf biss im Odenwald ein Hund einem sieben Monate alten Baby in den Kopf, woraufhin das Kind später starb.
"Recht auf Leben verwirkt"
Fälle wie diese werfen Fragen auf. Natürlich: Wie konnte es dazu kommen? Aber auch: Wie soll man weiter mit diesen Tieren umgehen? Zwar werden Hunde normalerweise nach solchen Vorfällen eingeschläfert, für den Hund Chico haben aber über 250.000 Menschen eine Petition unterschrieben, mit der sie sich dafür einsetzen, dass er resozialisiert wird. Hundeerzieherin Sabine Wolff hält davon gar nichts:
"Bei Hunden wie Chico kann ich mir nicht vorstellen, wie dieser Hund resozialisiert werden sollte. Der hat sich Recht auf Leben verwirkt. Unabhängig davon, wie die Haltung früher war."
Für Sabine Wolff hat der Hund Chico, der zwei Menschen totgebissen hat, seine Chance vertan. Sie fragt: Wer will nach einer Resozialisation die Verantwortung für dieses Tier übernehmen? Aus ihrer Sicht gibt es genügend Hunde, die Probleme haben und an Menschen, die sich engagieren wollen, vermittelt werden können.
Wieso sind manche Hunde so aggressiv?
Aggressives Verhalten von Hunden an der Rasse festzumachen, hält Sabine Wolff für unrealistisch. Dass Hunde so weit gehen, auf Menschen loszugehen, kann viele Gründe haben. Die Hundeerzieherin sagt, es sei immer situationsabhängig und eine Kombination aus Mensch und Hund. Wichtig sei: Sobald bei Hunden aggressives und grenzüberschreitendes Verhalten wahrgenommen wird, muss das gemeldet werden.
"Es ist nicht so, dass ansonsten friedliche Hunde auf einmal völlig ausrasten. Meist gibt es deutliche Anzeichen vorher."
Im besten Fall, sagt Sabine Wolff, läuft es so wie in Niedersachsen. Dort gibt es die strengste Hundeverordnung in Deutschland. Leute, die sich einen Hund anschaffen wollen, müssen vorher eine theoretische Prüfung ablegen - und wenn sie den Hund dann haben, müssen sie innerhalb des ersten Jahres noch einmal eine Praxisprüfung ablegen. Dadurch könne man vielem vorbeugen.
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