Kuscheln, spielen und füttern – der Kontakt zu Tieren kann eine besondere Wirkung auf Menschen haben, die eine Therapie machen. Studien zeigen, dass es da mehrere positive Effekte gibt. Auf bestimmte Dinge solltet ihr aber achten.

Eine tiergestützte Therapie ist in verschiedenen Bereichen möglich. In der Regel werden solche Tiere in der Psychotherapie, bei der Physio- oder Ergotherapie eingesetzt. Am beliebtesten sind Hunde, weil sie sehr sozial und eng an den Menschen gebunden sind.

Es gibt aber auch Therapieformen mit Katzen, Pferden, Lamas, Kühen, Schweinen, Hühnern – im Prinzip mit allen domestizierten Tierarten. Nicht geeignet sind allerdings Wildtiere – unter anderem weil man deren Verhalten nicht so gut einschätzen kann.

Die Tiere sind dann so eine Art Co-Therapeut. Sie werden aber nicht nach Krankheit ausgewählt, sondern sie können dabei helfen das Therapiesetting zu verbessern, erklärt der psychologische Psychotherapeut Rainer Wohlfarth. Das Tier soll zum Beispiel für mehr Motivation sorgen.

"Zum Beispiel ein Kind hat lange Krankengymnastik gehabt und hat eigentlich keine Lust mehr und jetzt ist ein Hund in der Physiotherapie-Praxis und plötzlich hat das Kind sehr viel mehr Lust."
Rainer Wohlfarth, psychologischer Psychotherapeut

Tiere können auch Stress und Angst lindern und entspannend wirken, also die Therapie angenehmer machen für Patient*innen. Auch wenn jemand eine posttraumatische Belastungsstörung hat und sich schwer im Umgang mit anderen Menschen tut, kann ein Tier helfen, dass dieser Patient sich dem Therapeuten gegenüber besser öffnen kann.

Tiere sorgen für positive Effekte

Und sie können Menschen auch das Gefühl geben, selbstwirksam zu sein – also selbst etwas leisten zu können – etwa wenn es darum geht, die Tiere zu versorgen. Diese positiven Effekte sind auch wissenschaftlich untersucht. Weniger erforscht sind die Auswirkungen auf die Tiere.

Anstrengender Job für Tiere

Therapeut oder Therapeutin sollten in der Sitzung nicht nur auf ihre Patient*innen achten, sondern auch auf das Tier. Sie sollten schauen, ob sich das Tier wohlfühlt oder Anzeichen von Stress oder Überforderung zeigt. Auch wichtig ist, dass die Tiere genug Ruhephasen bekommen. Benni zum Beispiel ist der Hund, der die Kinder- und Jugendtherapeutin Sholeh Britz fast jeden Tag zur Arbeit begleitet. Er kann sich jederzeit zurückziehen – in sein Körbchen oder in einen anderen Raum.

"Meine Aufgabe ist es, dem Patienten dann auch zu sagen, wenn der Benni sich in sein Körbchen zurückzieht, dann wird der da auch nicht gestört."
Sholeh Britz, Kinder- und Jugendtherapeutin

Solche Ruhephasen während der Sitzungen gibt es regelmäßig, weil es ein anstrengender Job für ein Tier ist, sagt Sholeh Britz.

Krankenkassen übernehmen Kosten nicht immer

Allerdings ist die tiergestützte Therapie keine eigenständige Therapieform. Heißt: Wenn ihr etwa ein Rezept für eine Physiotherapie bekommt und das gerne als eine Reittherapie machen wollt, könnt ihr wen suchen, der das anbietet. Das wird dann aber vermutlich teurer sein als eine normale Physiotherapie – weil die Pferde auch versorgt werden müssen. Und diesen Mehraufwand, den übernehmen die Kassen meistens nicht.

Wenn ihr aber in eine Psychotherapie geht und da ist auch ein Hund in der Praxis, dann kostet dieses Therapie nicht unbedingt mehr als ohne Hund. In diesem Fall wird das auch ganz normal von der Kasse bezahlt.

Auf Zertifikate achten

Weder der Mensch, noch das Tier müssen eine spezielle Ausbildung durchlaufen, damit man eine tiergestützte Therapie anbieten darf. Theoretisch darf also jede Ärztin und jede Heilpraktikerin, jede Physiotherapeutin und jeder Psychotherapeut tiergestützte Therapien anbieten. Lediglich einen Sachkundenachweis müssen sie dafür haben. Hierfür fragt das Veterinäramt ab, ob man sich mit dem Tier auskennt, das man einsetzen möchte.

Orientieren könnt ihr euch aber an Qualifikationen von Ausbildungsinstituten, die von der International Society for Animal Assisted Therapy oder European Society for Animal Assited Therapy anerkannt werden. Die Therapeut*innen, die so eine Qualifikation haben sind oft im Bundesverband Tiergestützte Intervention organisiert. Dort gibt es auch eine Übersicht über die Angebote.

Shownotes
Hund, Katze und Co.
So können Tiere uns beim Heilen helfen
vom 20. Juni 2024
Moderatorin: 
Anke van de Weyer
Gesprächspartnerin: 
Krissy Mockenhaupt, Deutschlandfunk-Nova-Reporterin