Ein Podcast erobert die sozialen Medien: "Hoss und Hopf" sorgen mit steilen Thesen, esoterischen Lebensweisheiten und der Verbreitung riskanter Anlagestrategien für Aufsehen. Doch ihr selektiver Umgang mit Informationen ist fragwürdig, erklärt Deutschlandfunk-Nova-Reporter Nils Schniederjann.
Kurze Ausschnitte aus dem Podcast "Hoss und Hopf" erobern derzeit TikTok und Instagram. Die beiden Moderatoren verbreiten darin steile Thesen, esoterische Lebensweisheiten und riskante Anlagestrategie. Der Podcast führt damit schon seit Wochen die Charts an. Dabei ist über die beiden Macher fast nichts bekannt.
"Hoss und Hopf" sagen von sich, dass sie einfach neugierig sind und deshalb alle paar Tage über Themen sprechen, die sie gerade interessieren. In welche Richtung das geht, verraten schon die Titel der Folgen. Im vergangenen November fragten sie: "War die Corona Pandemie eine Lüge? Neue Daten!" Im Januar dieses Jahres fragen sie beim Weltwirtschaftsforum: "Was ist der 'geheime' Plan der Eliten?"
Inhalte passen in ihre rechtslibertäre Sicht
Obwohl die beiden Moderatoren also offen für Verschwörungstheorien sind, verbreiten sie nur selten falsche Zahlen und Daten. Sie wählen jedoch sehr selektiv jene Informationshäppchen aus, die in ihre rechtslibertäre Sicht passen und die höchste Emotionalität und Polarisierung ihres Publikums versprechen. Während sie beispielsweise zu den Bauernprotesten vor einigen Wochen sofort eine Folge brachten, in der sie den Bauern ihre Solidarität zusicherten, äußerten sie sich zu den deutlich größeren Demonstrationen gegen die AfD bislang überhaupt nicht.
Stattdessen sprechen sie zum Beispiel über die Flüchtlinge an der US-Grenze und loben, dass Texas nun ohne die Hilfe der US-Regierung gegen die Migranten vorgeht.
"Man sieht: Sie schwenken immer zu den Themen, die sich besonders gut klicken. Dieses handverlesene Angebot an Informationen, über die man sich aufregen kann, ist ein Teil ihres Erfolgsrezepts."
Zu diesem sparsamen Umgang mit Informationen gehört auch, dass es nur wenig unabhängige Informationen zu ihrem Werdegang vor dem Podcast gibt. Dabei ist der durchaus interessant.
Wer ist Hoss?
Kiarash Hossainpour, genannt Hoss, ist einer der bekanntesten Krypto-Influencer in Deutschland. Nach eigenen Angaben lebt er derzeit jedoch im Steuerparadies Dubai. Er selbst behauptet, schon früh zum Krypto-Millionär geworden zu sein. Unabhängig verifizieren lässt sich das nicht. Nach einigen anderen Versuchen, mit unterhaltsamen Videos Influencer zu werden, ist er jedenfalls seit drei Jahren als Finfluencer – also als Finanzinfluencer – aktiv.
Er erklärt auf Youtube, wie man sein Geld in Kryptowährungen investieren kann, welche aktuellen Entwicklungen es auf dem Kryptomarkt gibt und legt oft riskante Anlagestrategien dar – wobei er natürlich darauf hinweist, dass er keine Anlageempfehlungen ausspricht, sondern nur erzählt, wie er selbst investiert.
Finanzaufsicht ermittelt gegen Plattform, die Hoss bewirbt
Die meisten dieser Finfluencer bieten übrigens keine gute Anlageberatung. Das haben Wissenschaftler aus den USA und der Schweiz kürzlich in einer Studie
untersucht. Ihr Ergebnis: Bei mehr als der Hälfte der untersuchten Tipps wäre es besser gewesen, das Gegenteil von dem zu tun, was die Finanz-Influencer empfehlen.
Sein Geld verdient er unter anderem mit Affiliate-Links von Kryptobörsen, auf denen Kryptowährungen gehandelt werden. Lange Zeit warb er für die Plattform FTX, die Kryptobörse von Sam-Bankman Fried, die vor anderthalb Jahren mit einem großen Crash pleite ging. Seitdem hat er einen neuen Partner, für den er fleißig die Werbetrommel rührt: Bitget. In Deutschland hat die Plattform bislang keine Lizenz. Im Gegenteil: Die deutsche Finanzaufsicht Bafin ermittelt sogar gegen sie.
Wer ist Hopf?
Der andere Host, Philip Hopf, kommt ebenfalls aus der Finanzbranche. Er betreibt eine Firma, die Investoren Analysen von Aktienkursen anbietet, die auf einer Theorie namens "Elliott-Wellen" basieren. Er behauptet, mit Hilfe dieser Theorie ebenfalls früh reich geworden zu sein. Experten bezweifeln die Stichhaltigkeit der Theorie – Hans-Peter Burghof, Professor für Bankwirtschaft an der Universität Hohenheim, bezeichnet die Analysen sogar als Kaffeesatzleserei.
Wie seriös das Angebot ist, lässt sich von außen nur schwer beurteilen. Philip Hopf selbst behauptet, eine Lizenz der Finanzaufsicht Bafin zu besitzen. Das klingt nach offizieller Erlaubnis. Die Bafin selbst erklärt jedoch auf Nachfrage von Deutschlandfunk Nova, dass das Unternehmen nicht ihrer laufenden Aufsicht unterliegt.
Anzeigepflicht ist keine Erlaubnispflicht
Das müssten sie jedoch auch nicht – als Analysehaus haben sie lediglich die Pflicht, ihre Tätigkeit bei der Bafin anzuzeigen und bestimmte gesetzliche Mindestanforderungen zu erfüllen. Die Bafin stellt klar: "Diese Anzeigepflicht ist jedoch nicht gleichzustellen mit einer Erlaubnispflicht."
Wirklich bekannt wurde das Unternehmen von Philip Hopf erst durch einen Youtube-Kanal, auf dem er über seine Anlagestrategien spricht – auch hier natürlich mit dem Disclaimer, dass er keine Anlageempfehlung ausspricht.
"Philip Hopf ist letztlich auch bloß ein Finfluencer mit etwas ausgeklügelterem Geschäftsmodell."
Warum der Content von Hoss und Hopf überall zu sehen ist
Hoss und Hopf verbreiten ihre Inhalte mit einer neuen Social-Media-Strategie. Anders als andere Content Creator engagieren sie nicht einfach einen Cutter, der aus einem längeren Podcast ein paar kurze Videos produziert. Stattdessen veranstalten sie jeden Monat einen Wettbewerb. Dafür stecken sie mehrere tausend Euro, derzeit 2.500 Euro, in einen Lostopf.
An der Gewinnausschüttung können dann Kanäle teilnehmen, die nur ihre Inhalte zeigen und mit mindestens einem Video viral gehen. 2.000 Euro werden zu gleichen Teilen an alle Teilnehmer ausgeschüttet, die mit mindestens einem Video mehr als 1 Million Views erzielt haben. Der Ersteller des meistgeklickten Videos erhält zusätzlich 500 Euro.
TikTok und Instagram werden seitdem mit ihren Inhalten überschwemmt. Einerseits sehen dadurch immer mehr Menschen die fragwürdigen Inhalte der beiden – insbesondere Kinder und Jugendliche. Andererseits werden diejenigen, die diese Videos in der Hoffnung auf ein paar hundert Euro produzieren und verbreiten, noch tiefer in die Gedankengebäude der beiden Finfluencer hineingezogen.
"Die Fans von 'Hoss und Hopf' sind nicht mehr bloße Zuhörer, sondern werden dazu gebracht, ihre Theorien und Meinungen aktiv weiterzuverbreiten. Das schafft eine ganz andere Verbindlichkeit."
Insofern ist diese neue Social-Media-Strategie doppelt wirksam. Oder doppelt bedenklich, wenn man diese Vermischung von rechten Inhalten und der Krypto- und Finanzszene kritisch betrachtet.